Die Vaskulitiden sind eine Gruppe von autoimmunen, entzündlichen Erkrankungen, bei denen das körpereigene Immunsystem die Blutgefäße angreift. Ihre Ursache ist bislang unbekannt. Doch auf dem EULAR stieß Prof. Leonard Calabrese von der Clevelandklinik, USA, nun eine spannende Diskussion an. Seine These: Viren stecken hinter Vaskulitis.
In vielen Tiermodellen konnte man nachweisen, dass Viren Vaskulitis herbeiführen. Entweder direkt durch eine Infektion der vaskulären endothelialen Zellen oder indirekt durch die Auslösung einer Immunantwort. Calabrese untersuchte eine Reihe von immundefizitären Zuständen, die bisher als Auslöser von Infektionskrankheiten betrachtet wurden, in Wirklichkeit aber mit Vaskulitis assoziiert sind.
"Im letzten Jahrzehnt waren Rheumatologen auf das Mikrobiom und die Pathogenese von all unseren Krankheiten fokussiert", erläuterte der Referent. "Ich möchte, dass wir das Mikrovirum in den Mittelpunkt stellen und untersuchen, welche Rolle es für rheumatische Erkrankungen und die Vaskulitiden spielt". Das Mikrovirum ist sehr viel differenzierter als das Mikrobiom. Die Anzahl der Viren übertrifft die Zahl der Bakterien im Verhältnis 10 zu 1. "Um die 99 Prozent von allen viralen Sequenzen, die bisher isoliert wurden, sind neu und bisher nicht identifiziert. Wissenschaftler beginnen gerade, die Rolle dieser Viren in unserer Haut zu untersuchen. Jeder von uns hat jederzeit zwischen 8 und 15 aktive virale Infektionen. Was das bedeutet, muss noch erforscht werden".
Bisher war die Labortechnik dazu nicht in der Lage. Doch das "next generation sequencing", so die Hoffnung Calabreses, wird einen Paradigmenwechsel einleiten: Die Erkenntnis, dass Vaskulitiden von Viren verursacht werden.
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