In einer Studie (DOI: //dx.doi.org/10.1136/bmj.i788) stellte sich heraus, dass viele der verkauften Krebsmedikamente nicht vollständig aufgebraucht werden; allein in Amerika werden jährlich drei Milliarden US-Dollar in Medikamente investiert, die nicht eingenommen werden. Dieses Problem basiert auf der Tatsache, dass viele Medikamente in größeren Mengen verkauft werden als der Patient benötigt.
Die Kosten vieler Krebsmedikamente bewegen sich oftmals im Tausenderbereich. Bortezomib, ein Medikament zur Behandlung des Multiplen Myeloms, ist in Amerika nur in einer 3,5 mg-Dosis erhältlich; Patienten benötigen im Durchschnitt jedoch nur 2,5 mg. Ein Drittel der verkauften Bortezomib-Medikamente findet keine Anwendung, infolgedessen werden jährlich 309 Millionen US-Dollar aus dem Fenster geschmissen. Für das Krebsmedikament Rituximab haben die Studienautoren kalkuliert, dass sieben Prozent der verkauften Medikamente nicht eingenommen werden – ein Verlust von 254 Millionen US-Dollar im Jahr, auch wieder vonseiten der Patienten.
Diese speziellen Medikamente dürften der US Pharmacopeial Convention zufolge nur bis zu sechs Stunden nach dem Öffnen verwendet werden, daher können die Überreste nur von wenigen Ärzten weitergegeben werden.
Die Studienautoren haben ihren Fokus bewusst auf amerikanische Krebsmedikamente gelegt, da der Staat in Amerika keinen Einfluss auf die Medikamentenpreise hat. In anderen westlichen Ländern sieht es anders aus; Bortezomib wird in England zum Beispiel öfter in 1 mg-Ampullen als in 3,5 mg-Ampullen verkauft.
Die Studie fokussiert sich zwar auf Krebsmedikamente, dennoch treten derart unverhältnismäßige Dosierungen auch bei anderen Therapien in Erscheinung; Medikamente gegen Asthma und autoimmune Erkrankungen werden oftmals auch in nicht konsumierbaren Mengen verkauft.
Während Politiker diskutieren, wie sie die Medikamentenpreise senken können, suggerieren die Studienautoren: “Arzneimittelhersteller machen Milliarden, in dem sie alten Frauen Medikamente aufzwingen, die für eine ganze Fußballmannschaft reichen würden. Wenn wir im Gesundheitswesen Geld einsparen wollen, wäre dies ein guter Punkt, um anzusetzen.”
Text: Daniela Feinhals
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