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Warum es bei Übergewicht schwerer fällt abzunehmen

Eine neue Studie (DOI:10.1038/ncomms9951) geht der Frage auf den Grund, warum es adipösen Menschen schwerer fällt ihre zusätzlichen Pfunde loszuwerden. Das internationale Forschungsteam hat ein neu

Eine neue Studie (DOI:10.1038/ncomms9951) geht der Frage auf den Grund, warum es adipösen Menschen schwerer fällt ihre zusätzlichen Pfunde loszuwerden.

Das internationale Forschungsteam hat ein neues Protein entdeckt, das die Fähigkeit des Körpers, Fett zu verbrennen, inhibiert. Dieses Protein wird vermehrt von übergewichtigen Individuen produziert. Das neuentdeckte Protein sLR11 scheint die Thermogenese im Fettgewebe zu supprimieren.

Die Arbeit der Wissenschaftler von der Universität Cambridge und der Toho Universität aus Japan wurde in Nature Communications veröffentlicht und kann dazu beitragen, dass wir Adipositas und andere metabolische Erkrankungen in einem anderen Licht sehen und neue Behandlungsansätze finden.

Im menschlichen Körper finden sich zwei Arten von Adipozyten: die wesentlich häufiger vorkommenden weißen Adipozyten und die braunen Fettzellen. Während die weißen Fettzellen dafür zuständig sind, Energie zu speichern, generieren die seltener vorkommenden braunen Adipozyten durch die Fettverbrennung Wärme (Thermogenese).

Versuchsmäuse konnten Kalorien schneller verbrennen

In ihren Versuchen setzten die Forscher Mäuse mit einem Knockout für das Gen sLR11 auf eine hochkalorische Diät. Trotz dieser hochkalorischen Diät nahmen die Mäuse nur wenig an Gewicht zu. Im Vergleich zu Mäusen, die keinen Mangel an dem Protein sLR11 hatten, stiegen die metabolischen Parameter bei den Knockout Mäusen an, sodass sie die zugeführten Kalorien schneller verbrennen konnten.

Ein weiteres Ergebnis war, dass bei den Mäusen, die kein sLR11 produzieren konnten, viele Gene, die normalerweise im braunen Fettgewebe aktiv sind, nun auch in weißen Adipozyten aktiv waren.

Bei genaueren Betrachtungen ließ sich erkennen, dass das Protein sLR11 an spezifische Rezeptoren auf den Fettzellen bindet, um deren Fähigkeit zur Thermogenese zu blockieren. Zudem scheint das sLR11 daran beteiligt zu sein, die Effektivität der Energiespeicherung in Fettzellen zu erhöhen und jegliche Energieverluste durch Wärmeproduktion zu verhindern.

Menschen mit hohem Proteinspiegel hatten höheren Gesamtkörperfettanteil

In ihren letzten Untersuchungen hat sich das Team dem menschlichen Organismus gewidmet. Hierbei kam heraus, dass Menschen, bei denen im Blut höhere Spiegel des Proteins nachzuweisen sind, einen höheren Gesamtkörperfettanteil haben. Bei Patienten, die sich einer bariatrischen Operation unterzogen hatten, konnte festgestellt werden, dass die Menge des Gewichtsverlustes übereinstimmend war mit dem Abfall des Proteins sLR11. Dieser Fakt lässt darauf schließen, dass das Protein von den Adipozyten sezerniert wird.

Die Forscher legen nahe, dass sLR11 eine fördernde Rolle in der Energiebewahrung einnimmt, um Energieverlusten im Fettgewebe vorzubeugen. Diese energiebewahrende Funktion des Proteins ist in übergewichtigen und adipösen Menschen erhöht, sodass man vereinfacht sagen kann, je höher der BMI einer Person ist, desto härter kämpft der Körper gegen einen Energieverlust in Form von Wärmeproduktion an.

Der Erstautor der Studie Dr. Andrew Whittle von der Universität Cambridge fasst zusammen: “Unsere Entdeckung kann zur Klärung beitragen, warum es übergewichtigen Menschen besonders schwer fällt, Gewicht zu reduzieren. Ihr Fettgewebe ist kontinuierlich damit beschäftigt, Fett zu speichern, und inhibiert auf molekularer Ebene die Fettverbrennung.”

Die Thermogenese als einen therapeutischen Ansatz im Kampf gegen die Zivilisationskrankheiten Diabetes mellitus, Übergewicht und andere metabolische Störungen  zu nutzen, ist derzeit von hohem Interesse. Mit einer erhöhten Thermogenese könnte man sicher und einfach die zusätzliche Energie verarbeiten.

Die derzeitige Studie zeigt aber Behandlungsmöglichkeiten in eine andere Richtung. Mit dem Target der Thermogenese könnte auch Patienten mit Anorexia nervosa geholfen werden, die Effizienz der Energiespeicherung zu erhöhen.

Text: esanum /ab

Foto: TAGSTOCK1 / Shutterstock.com