Staphylokokken gehören zur normalen Bakterienflora des Menschen. Sie besiedeln die Haut oder auch Schleimhautbereiche und fallen dort meist überhaupt nicht auf. In einigen Fällen können Staphylokokken bei Kleinkindern jedoch sehr schwere Infektionen auslösen. Wann Sie dabei auch an Immundefekte als Ursache für die teilweise invasiven Infektionsverläufe denken sollten, präsentierte Prof. Dr. med. Horst von Bernuth auf dem diesjährigen DGKJ in Leipzig.
Aus Studien ist bekannt, dass der obere Respirationstrakt etwa jedes zweiten Zehnjährigen heutzutage mit Staphylococcus aureus besiedelt ist. Die Bakterien suchen in aller Regel die friedliche Koexistenz mit ihrem Wirtsorganismus Mensch. Treten jedoch bei Kindern plötzlich und wiederholt schwere Infektionen auf, könnte ein Immundefekt dahinter stecken.
Bei diesen Zeichen sollten Sie unbedingt differentialdiagnostisch einen Immundefekt im Hinterkopf haben:
In einigen Fällen hilft das zu beobachtende Krankheitsbild dabei, einen zugrundeliegenden Immundefekt zu differenzieren. Dies ist zwar noch keine Diagnose, engt aber die zu testenden Möglichkeiten für Immundefekte häufig ein.
So kann es beispielsweise bei funktionellen Phagozyten-Defekten zu schweren bakteriellen Infektionen mit Staphylokokken kommen. Diesem Krankheitsbild liegen dann möglicherweise Immundefekte wie Bruton-Tyrosin-Kinase-Defekte, eine septische Granulomatose, autosomal dominantes Hyper-IgE-Syndrom, Leukozytenadhäsionsdefekte oder anti-IL-6-Autoantikörper zugrunde.
Als ein einfach anzuwendendes anamnestisches Schema könnte folgende Auflistung herangezogen werden:
Gab es zusätzlich dazu einen oder mehrere der folgenden Befunde?
In der Akutphase der bakteriellen Infektion erfolgt die Behandlung mithilfe von Antibiotika, wie z. B. Flucloxacillin, Vancomycin oder Rifampicin. Die Therapiedauer soll dabei 6 Wochen nicht unterschreiten!
Da die antibiotische Behandlung der Infektion selbstverständlich den zugrundeliegenden Immundefekt nicht zu heilen vermag, ist es essenziell, dass die betreffenden Kinder eine Langzeit-Prophylaxe mit Cotrimoxazol erhalten. Cotrimoxazol ist für die Dauertherapie besonders geeignet, da es die Darmflora weitestgehend verschont und über die Nieren ausgeschieden wird. Begleitend zur dauerhaften Antibiotikatherapie kann eine Sanierung und Keimreduktion bei den Kindern versucht werden.
Für die Behandlung der Grunderkrankung, also den genetisch determinierten Immundefekt, kann derzeit lediglich die allogene Stammzelltransplantation diskutiert werden.
Quelle:
"Staphylokokken-Infektion bei Immundefekten – wann muss man was untersuchen?" (H. von Bernuth, Berlin); DGKJ, Session „Immundefekte“, 13.09.2018, Leipzig