Der Hebammenverband Niedersachsen fordert die zügige Umsetzung einer EU-Richtlinie, nach der Hebammen über ein Studium ausgebildet werden sollen. "Wir sehen keine andere Wahl als eine volle Akademisierung unseres Berufs", sagte die Verbandsvorsitzende Veronika Bujny.
Eine EU-Verordnung will, dass der Beruf künftig im Studium und nicht mehr über eine Ausbildung erlernt wird. Ab 1. Januar 2020 soll die Richtlinie umgesetzt sein, dann müssen Studienplätze angeboten werden. Statt einer zehnjährigen müssen Anwärterinnen und Anwärter zudem eine zwölfjährige Schulausbildung abgeschlossen haben.
Der Hebammenverband verspricht sich durch die Reform künftig mehr Nachwuchskräfte. Diese werden in Niedersachsen dringend gebraucht: Knapp ein Drittel der Leistungen, auf die Schwangere Anspruch hätten, könnten ihnen im Schnitt nicht angeboten werden. Die Situation werde sich noch zuspitzen, sagte Bujny. Etwa 25 Prozent der rund 2.300 Hebammen in Niedersachsen gehen in den kommenden acht Jahren in Rente. Diese Frauen arbeiteten jetzt Vollzeit, betonte die Verbandschefin. Das System drohe zusammenzubrechen.
In Niedersachsen und Bremen gibt es bisher nur wenige Studienplätze. Die Hochschule Osnabrück bietet einen Bachelor-Studiengang der Hebammenwissenschaft an - mit 45 Anfängerplätzen. Auch die Hochschule Bremen möchte ab 2020/21 einen Hebammen-Studiengang anbieten. Qualifizierte können einen Masterstudiengang für Hebammenwissenschaft an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) absolvieren.
Eine schrittweise Erhöhung der Ausbildungskapazitäten auch im Hochschulbereich ist aus Sicht der Landesregierung sinnvoll, teilte das Wissenschaftsministerium in Hannover mit. Ein Runder Tisch zur Hebammenversorgung soll noch in diesem Jahr die Arbeit aufnehmen.