Gallensteine werden bei nur einem Viertel der Fälle bemerkt - etwa durch Beschwerden wie Koliken oder Entzündungen. Wie Gallensteine behandelt werden sollten, regelt eine Leitlinie, die unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) entwickelt und nun aktualisiert wurde.
Die Prävention von Gallensteinen bildet einen neuen Schwerpunkt der aktuellen Leitlinie. Um der Entstehung von Gallensteinen vorzubeugen, gelten die Regeln einer gesunden Gewichtsentwicklung: Eine ausgewogene, faserreiche und fettarme Kost, die viel Gemüse, jedoch wenig Zucker enthält, ist empfehlenswert, vor allem aber regelmäßige Bewegung von mindestens 30 Minuten pro Tag. Wer bereits adipös ist, sollte nicht allzu rasch an Gewicht verlieren. "Denn auch dabei wird viel Cholesterin freigesetzt, so dass das Risiko für die Bildung von Steinen ansteigt", so Professor Dr. med. Frank Lammert, Direktor der Klinik für Innere Medizin II am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg, Präsident der DGVS. Wenn der Gewichtsverlust 1,5 Kilo pro Woche übersteigt – was etwa bei einer strengen Reduktionsdiät oder nach einer Magenbypass-Operation bei schwerer Adipositas der Fall sein kann – weist die aktuelle Leitlinie auf die Möglichkeit der medikamentösen Gallensteinprävention mit Ursodeoxycholsäure hin.
Haben sich erst einmal Gallensteine gebildet, bleiben sie auch bei noch so gesunder Lebensweise bestehen. Steine, die keine Beschwerden verursachen, sollten nicht behandelt werden. "Tritt in Folge der Gallensteine jedoch eine Gallenkolik auf, ist die operative Entfernung der Gallenblase angezeigt", so Lammert. Denn Gallenkoliken sind Warnsymptome und weisen auf ein erhöhtes Risiko hin, dass sich Komplikationen des Steinleidens entwickeln, die lebensgefährlich sein können. Wenn ein Stein im Gallengang festsitzt, kann das gestaute Sekret zu Entzündungen der Gallenblase, der Gallenwege oder auch der Bauchspeicheldrüse führen. "Die in Deutschland durchgeführte ACDC-Studie hat gezeigt, dass der Patient bei einer akuten Gallenblasenentzündung rasch binnen 24 Stunden nach Aufnahme in das Krankenhaus operiert und nicht über mehrere Tage antibiotisch behandelt und erst später operiert werden sollte", sagt Lammert.
Die Cholezystektomie ist ein vergleichsweise sicherer Eingriff, der heute in der Regel auch in der Akutsituation und sogar in der Schwangerschaft laparoskopisch durchgeführt wird. Für den Patienten hat der Verlust der Gallenblase keine problematischen Konsequenzen. Das an Gallensäuren reiche Gallesekret steht weiterhin zur Verfügung.
Die aktualisierte S3-Leitlinie wurde interdisziplinär von Chirurgen und Gastroenterologen und soll neben den Maßnahmen zur Prävention, Ärzten als praktische Hilfe für die Behandlung von Patienten mit Gallensteinerkrankungen dienen. Die Leitlinie definiert unter anderem Qualitätsindikatoren für die Therapie, unterbreitet Vorschläge zur fächerübergreifenden Versorgung von Patienten und enthält erstmals Lernziele für die Ausbildung von Medizinstudenten. Weitere News und Artikel zum Thema finden Sie im Gastroenterologie Themenspecial.