Sollte sich in Zukunft herausstellen, dass diese Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind, könnten schon bald Sonnenbaden und Vitamin-D-Ergänzungsmittel einen einfachen, sowie erschwinglichen Ansatz zur Verbesserung oder sogar Prävention des metabolischen Syndroms darstellen.
Geleitet wurde die Studie von Professor Stephen Pandol vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, USA. Seine Arbeitsgruppe kollaborierte im Rahmen der Forschungsarbeit mit der Gruppe von Yuan-Ping Han von der Sichuan Universität in China. Basierend auf ihren Ergebnissen ist man beiderseits davon überzeugt, dass die Einhaltung von hohen Vitamin-D-Spiegeln in Körper, entweder durch Sonneneinstrahlung, Ernährung oder Ergänzungsmittel, von Vorteil für die Prävention und Behandlung des metabolischen Syndroms sei.
Das Metabolische Syndrom betrifft fast ein Viertel der erwachsenen Weltbevölkerung und wird durch das Vorhandensein einer Gruppe von Risikofaktoren für Diabetes und Herzerkrankungen definiert. Die charakteristischen Symptome sind Fettleibigkeit um die Taille und mindestens zwei der folgenden Befunde: hohe Blutzuckerwerte, hoher Blutdruck oder ein hoher Cholesterinspiegel. Bei den Betroffenen findet sich in der Regel auch überschüssiges Fett in der Leber.
Die Hauptursache des metabolischen Syndroms schien in der Vergangenheit lange eindeutig: eine Ernährung mit zu hohem Fett- oder Kohlenhydratgehalt. Verschiedene Beobachtungsstudien haben in der jüngeren Vergangenheit jedoch vielerorts gezeigt, dass das metabolische Syndrom oft mit einem Mangel an Vitamin D vergesellschaftet ist. Erkenntnisse dieser Art sind von großer Bedeutung, da gegenwärtig ganze 30-60% der Weltbevölkerung davon betroffen und somit einem hohen Risiko für ernstzunehmende Erkrankungen ausgesetzt sind.
Dem kalifornischen Forschungsteam ist es mit ihrer Arbeit gelungen, wichtige Fortschritte für ein besseres Verständnis der ursächlichen Rolle von Vitamin D in diesem Syndrom zu machen. Professor Pandol erklärt, dass eine ausreichende Aufnahme von Vitamin D über die Nahrung ein metabolisches Syndrom, ausgelöst durch hohe Fett-Diäten, im Mausmodell teilweise aber signifikant antagonisieren konnte. Dabei richteten sie sich an Mengenverhältnisse, die den Ernährungsempfehlungen für uns Menschen entsprechen.
Genauer gesagt haben sie gezeigt, dass eine fettreiche Ernährung das Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Bakterien im Darm beeinflusst. Dies induzierte die Entwicklung einer mäßig ausgeprägten Fettleber, sowie leicht erhöhte Blutzuckerspiegel in den Versuchstieren. Bemerkenswerterweise verschlimmerte eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D das Ungleichgewicht in der Darmflora nachweislich. Dies trug in der Folge maßgeblich zur Entwicklung einer voll ausgeprägten Fettleber und zur Entstehung des metabolischen Syndroms bei.
Vitamin-D-Mangel verringert die Produktion von sogenannten Defensinen. Dabei handelt es sich um anti-mikrobielle Moleküle, die eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung einer gesunden Darmflora spielen. Wie im Umkehrschluss erwartet, führte eine orale Versorgung der Tiere mit synthetischen Defensin eine Erholung des Gleichgewichts der Darmbakterien herbei. Dies resultierte wiederum in sinkenden Blutzuckerspiegeln und verbesserten Fettlebern.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine hohe Fett-Diät allein nicht ausreicht, um ein metabolisches Syndrom zu verursachen. Vielmehr scheint dafür die Kombination mit einem Vitamin D-Mangel von Nöten zu sein. Demzufolge verbessert die Vitamin-D-Supplementierung das metabolische Syndrom bei Mäusen. Der nächste Schritt wäre die Validierung der Ergebnisse im Menschen. Yuan-Ping Han berichtet, dass es einige wenige Studien gäbe, die gezeigt haben, dass Vitamin-D-Supplementierung vorhandene Stoffwechselstörungen beim Menschen nicht verbessern könnten. Er gibt jedoch zu bedenken, dass diese Studien weitgehend auf Langzeit-Umfragen basieren, die durch schlechte Compliance und unzureichende Dosierung einfach verfälscht sein könnten.
Er bleibt deshalb optimistisch, dass die Ergebnisse ihrer Studie auch am Menschen reproduziert werden können. Dafür planen sie schon jetzt eine klinische Studie. Ihr Ziel ist klar: die Erbringung von Beweisen für die Verbindung von Vitamin-D-Mangelzuständen und Störungen der Darm-Bakterien sowie seine Assoziation zum metabolischen Syndrom.