Seit geraumer Zeit wird vermutet, dass Vitamin D einen positiven Effekt auf den Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose (MS) haben kann, doch bewiesen ist das noch nicht. Eine kleine, kürzlich erschienene Pilotstudie (DOI: http://dx.doi.org/10.1212/WNL.0000000000002316) beleuchtet nun Veränderungen, welche die Vitamin D-Gabe im Immunsystem von MS-Kranken auslöst. Ist der Mechanismus verstanden, kann eventuell geklärt werden, ob und an welcher Stelle im Krankheitsverlauf die Gabe von Vitamin D Sinn macht.
Die Beobachtung, dass die Häufigkeit der MS-Erkrankung einem Nord-Süd-Gefälle unterliegt, wurde schon vor Jahren gemacht. In nördlichen Gebieten tritt die Erkrankung häufiger auf als im Süden. Die Vermutung hatte natürlich suggeriert, dass die unterschiedliche Sonneneinstrahlung eine Rolle spielen könnte. Der Vitamin-D-Spiegel unseres Körpers ist direkt von der Sonne abhängig: circa 90 Prozent unseres Vitamin-D-Speichers wird durch das Sonnenlicht aufgefüllt, nur 10 Prozent wird über die Nahrung aufgenommen. Im Alter nimmt die Vitamin D Syntheseleistung ab, sodass wir in späteren Jahren anfälliger für einen Vitamin-D-Mangel sind.
MS ist eine Erkrankung, die durch verschiedene Faktoren bestimmt wird: die Genetik soll eine Rolle spielen, eventuell sind Viren an dem Ausbruch der Erkrankung beteiligt und auch der Vitamin- D-Spiegel unseres Körpers könnte zu der Krankheitsentstehung beitragen. In Studien wurde gezeigt, dass ein Großteil der MS-Patienten einen Vitamin-D-Mangel aufweist (bis zu 90 Prozent), wobei auch ein erheblicher Anteil der Normalbevölkerung diesen Mangel zeigt (60 Prozent). Es gab außerdem Hinweise darauf, dass besonders niedrige Vitamin-D-Spiegel mit einem ungünstigen Krankheitsverlauf verknüpft sind und Gene, die den Vitamin-D-Spiegel senken, scheinen das Risiko einer Erkrankung an MS zu erhöhen.
Insgesamt betrachtet, sind die Hinweise derart deutlich, dass in großen Studien untersucht wird, ob eine Vitamin-D-Substitution die MS-Therapie sinnvoll ergänzen kann (zum Beispiel in der SOLAR-Studie). Dabei sind sowohl die Sicherheit der Therapie, als auch ein Verständnis für den genauen Mechanismus essenziell. In der Studie von Elias Sotirchos und Kollegen wurden diese beiden Punkte im Rahmen einer kleinen Kohorte untersucht. In der doppelblinden, randomisierten Studie wurden 40 Patienten mit schubförmig remittierender MS in zwei Gruppen aufgeteilt: die eine Gruppe erhielt 10.400 Internationale Einheiten (IE) Vitamin D, während die andere Gruppe nur 800 IE Vitamin D bekam.
Über den kurzen Beobachtungszeitraum von 6 Monaten wurde jeder Patient einem Schub ausgesetzt. Relevante, Vitamin D induzierte Nebenwirkungen traten weder bei der niedrigen, noch bei der hohen Dosierung auf. Gefürchtet sind neben Übelkeit und Unwohlsein vor allem Calciumablagerungen in der Niere und in Gefäßen. Interessanterweise veränderten die 10.400 IE Vitamin D das Immunsystem der Patienten: T-Helferzellen produzierten weniger Interleukin-17 und T-Gedächtniszellen, naive T-Zellen nahmen zu. Interleukin-17 ist ein Signalstoff, der im Immunsystem eine wichtige Rolle bei der Initiierung und Vermittlung von Entzündungsvorgängen spielt.
Obwohl die Studie nur über einen kurzen Zeitraum und mit wenig Patienten durchgeführt wurde, können die Ergebnisse einen interessanten Ausgangspunkt für weitere Forschung darstellen.
Text: esanum/ kme
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