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Viele Probleme für Patienten im Maßregelvollzug

Der Maßregelvollzug in Sachsen-Anhalt rückt fast nur in den Blickpunkt, wenn wieder kranke Straftäter entlaufen sind. Ein Blick ins Innere der Kliniken zeigt: Die Arbeit dort wird immer anspruchsvoller.

Viele psychiatrische Straftäter mit Suchtproblemen

Der Maßregelvollzug in Sachsen-Anhalt rückt fast nur in den Blickpunkt, wenn wieder kranke Straftäter entlaufen sind. Ein Blick ins Innere der Kliniken zeigt: Die Arbeit dort wird immer anspruchsvoller.

Suchtkranke Straftäter, die in Sachsen-Anhalts Maßregelvollzug landen, sind immer häufiger abhängig von diversen illegalen Drogen. Es gebe immer weniger Patienten, die eine reine Alkoholabhängigkeit mitbringen, teilte die Salus-Betreibergesellschaft auf Nachfrage mit. Deren Anteil an allen Patienten im Bernburger Maßregelvollzug habe 2013 noch bei 43 Prozent gelegen, inzwischen betrage er aber nur noch rund 22 Prozent. Im Gegenzug sei der Einfluss von Designerdrogen wie Crystal Meth oder sogenannten "Legal Highs" gestiegen, die in Form von Badesalzen, Kräutermischungen, Lufterfrischern und Reinigern auf dem Markt seien.

Die ärztliche Direktorin des Landeskrankenhauses Bernburg, Heike Mittelstedt, sagte, es gehe immer seltener um Abhängigkeiten von bestimmten Substanzen. "Vielmehr steht der Konsum als solcher im Vordergrund, der vom Verlangen nach Ausblendung von Realität und Alltagserleben geprägt ist." Oft nähmen die Patienten willkürlich Drogen mit ganz unterschiedlichen Wirkungen - je nachdem, was verfügbar sei.

Wieder mehr Straftäter in Einrichtungen

Im Maßregelvollzug werden Menschen untergebracht und therapiert, die von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln abhängig sind und deshalb straffällig wurden. Zudem werden dort Straftäter behandelt, die aufgrund einer psychischen Erkrankung für ihre Taten nicht oder vermindert schuldfähig sind und eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen.

Aktuell steigt die Zahl der Patienten in den Einrichtungen des Maßregelvollzuges. Ende März seien in den Landeskrankenhäusern in Bernburg und Uchtspringe 430 Menschen untergebracht gewesen, 2017 waren es noch rund 400 gewesen. In den Jahren zuvor waren die Zahlen rückläufig gewesen, ausgegangen von 468 Patienten im Jahresdurchschnitt 2013. Grundlage sei eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts gewesen, die unter dem Aspekt der Verhältnismäßigkeit zu mehr Entlassungen von psychisch kranken Patienten im Maßregelvollzug Uchtspringe geführt habe.

Drogenkonsumenten werden immer jünger

Im Maßregelvollzug in Bernburg beobachtet Mittelstedt, dass Drogenkonsumenten in immer jüngerem Alter zu Rauschmitteln greifen. Das habe schwere psychosoziale und organische Folgen nicht nur mit einer raschen Abhängigkeit, sondern auch mit Schäden am Hirn und Persönlichkeitsstörungen. "Häufig gehen diese mit erhöhter Gewaltbereitschaft einher", erläuterte Mittelstedt. Auch Begleiterscheinungen wie schwere Psychosen würden diagnostiziert. Sie müssten behandelt werden bevor überhaupt die Suchtproblematik angegangen werden könne. Viele Patienten seien zu einem normalen sozialen Miteinander kaum in der Lage - es müsse quasi eine Erstsozialisierung erfolgen.

Den gewachsenen Herausforderungen wurde laut Salus im Landeskrankenhaus Bernburg mit der Weiterentwicklung der Therapiekonzepte begegnet, aber auch mit mehr Personal. Zwischen März 2017 und März 208 sei die Zahl der Kräfte im Krankenpflegedienst von 150 auf 172 erhöht worden. Statt zwei gebe es nun vier Sporttherapeuten. Zudem seien vor dem Hintergrund der gestiegenen Gewaltbereitschaft auch Krankenpfleger zu Antigewalttrainern ausgebildet worden, die entsprechende Therapiegruppen leiteten.

Laut Salus liegt die Planzahl der Vollzeitkräfte in den Einrichtungen des Maßregelvollzugs Sachsen-Anhalt bei aktuell 650. In den meisten Berufsgruppen könnten die Stellen mit geeigneten Bewerbern besetzt werden. Schwierig sei aber die Gewinnung von Fach- und Assistenzärzten für das Landeskrankenhaus Uchtspringe. Dort seien aktuell 3 von 15 Stellen unbesetzt.

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