Eine Genmutation verzögert die Wundheilung und verursacht verschiedene entzündliche Hautkrankheiten. Ein Forschungsteam der Fujita-Universität in Japan hat nun herausgefunden, wie sich dieser Prozess mithilfe eines Proteins normalisieren lässt.
Aufhalten der Blutung, Beseitigen von Krankheitserregern und Ablagerungen, Reproduktion und Stärkung des Gewebes - mehrere biologische Aktivitäten setzen die Wundheilung in Gang. Ein kritischer Schritt ist die Infiltration von Entzündungszellen an einer Wunde in der "Säuberungsphase". Aber sowohl übermäßige als auch unzureichende Infiltration verzögert die Wundheilung.
Laut Professor Kazumitsu Sugiura und Dr. Kenta Saito von der Fujita Health University in Japan spielt der entzündungshemmende Mediator IL-36Ra eine wichtige Rolle bei der Wundheilung. IL-36Ra wird durch das IL36RN-Gen kodiert. Durch Mutationen in diesem Gen entstehen verschiedene entzündliche Hautkrankheiten wie Psoriasis. In Japan etwa haben etwa 2% der Bevölkerung zwei Mutationen des IL36RN-Gens. ExpertInnen vermuten, dass es für mehrere weitere Hautkrankheiten verantwortlich ist.
Frühere Studien an Mäusen mit diesen Mutationen haben eine gestörte Wundheilung gezeigt. Die genaue Rolle von IL-36Ra bei der Wundheilung ist jedoch immer noch unbekannt. Darum untersuchte das Team von Sugiura und Saito die Heilung von Exzisionswunden an 8-14 Wochen alten Il36rn?/?-Mäusen und ihren Wildtyp-Geschwistern.
3 und 7 Tage nach der Verletzung waren die offenen Wundflächen bei den Il36rn?/?-Mäusen größer als bei den Wildtyp-Kontrollen. Auch das Epithelgewebe erholte sich schlecht und es bildeten sich viel Granulations- und Bindegewebe und Blutgefässe, die die Wunden ausfüllten. Die Untersuchungen der Il36rn?/?-Mäuse 3 Tage nach der Verletzung zeigten eine stärkere Infiltration proinflammatorischer Neutrophiler und Makrophagen (eine andere Art Immunzellen, die an der Identifizierung und dem Verschlingen von Krankheitserregern und toten Zellen beteiligt sind) in die Wundgebiete und eine stärkere Genexpression für proinflammatorische Zytokine (Proteine, die unter anderem die Entzündung regulieren).
Das zeigt zwar die schädlichen Auswirkungen von IL-36Ra-Mängeln auf die Wundheilung, aber nicht, wie sich diese verhindern lassen. Hier kommt der Toll-like-Rezeptor-4 (TLR4) ins Spiel, ein Protein, das für die Signalisierung der Zytokinproduktion verantwortlich ist. Eine frühere Studie zeigt, dass es eine wesentliche Rolle bei der frühen Wundheilung spielt. Sugiura und Saito sind sicher: eine Behandlung mit dem TLR4-Inhibitor TAK-242 würde die Wundheilung bei Il36rn?/?-Mäusen normalisieren. Intraperitoneale TAK-242-Injektionen, die den Mäusen kurz nach der Verletzung verabreicht wurden, eliminierten die Verzögerungen bei der Wundheilung.
TLR4-Inhibitoren könnten demnach auch die Wundheilung bei Menschen mit IL-36Ra-Mangel unterstützen. Zwar lassen sich die Forschungen an Mäusen nicht 1:1 auf den Menschen übertragen und auch die Physiologie der Entzündung bei der Wundheilung müsste geklärt werden, aber dann könnten die Erkenntnisse die zukünftige klinische Forschung verändern. "Unsere Beobachtungen bezüglich TAK-242 heben TLR4 als ein neues therapeutisches Ziel für die klinische Forschung im Zusammenhang mit neutrophilen Hautkrankheiten wie Pyoderma gangrenosum hervor", erklären Sugiura und Saito. Obwohl sie nicht direkt mit der kompensatorischen Verabreichung von IL-36Ra selbst experimentiert hätten, spekulierten sie, dass IL-36Ra als Behandlung für verschiedene entzündliche Hautkrankheiten wie Psoriasis und atopische Dermatitis eingesetzt werden könne.