Die Mechanismen, die für das Wachstum der Nasennebenhöhlen verantwortlich sind, hat man bisher nicht allumfassend verstanden. Die Größe der Sinus hängt vom Ausmaß der Pneumatisation des Knochens ab. Die Entwicklung der Nasennebenhöhlen ist interindividuell verschieden und wird von verschiedenen Faktoren, wie beispielsweise dem Alter, beeinflusst. Zudem muss auch die kontralaterale Sinus einer Person nicht identisch ausgeprägt sein. Die Anatomie der Nasennebenhöhlen ist äußerst Komplex und weist viele Varianten auf. Zur Vermeidung von Komplikationen in der Nasennebenhöhlenchirurgie ist ein profundes Verständnis dieser anatomischen Verhältnisse unabdingbar – das gilt ganz besonders für endoskopische Eingriffe an den Nasennebenhöhlen. Variationen oder Anomalien können einfach mittels computertomographischer Bildgebung anhand der koronaren Schichten ermittelt werden. In der präoperativen Evaluation spielt auch die Röntgenuntersuchung eine wichtige Rolle.
Zurückliegende Studien haben nahegelegt, dass der Luftstrom durch die Nase und der positive Luftdruck im Nasopharynx einen Effekt auf die Entwicklung der Nasennebenhöhlen und das kraniofaciale Skelett ausüben. Die Nasenhöhle ist in der Lage, sich klimatischen Bedingungen anzupassen. Es sind bereits viele Studien darüber veröffentlicht worden, inwieweit sich die oberen Nasenwege und der Nasenkomplex insgesamt an Klimaveränderungen adaptieren, und häufig wurden klimaabhängige Unterschiede konstatiert. Selcuk et al. vom Research and Teaching Hospital in Antalya in der Türkei sind jedoch die ersten, die sich mit der Fragestellung auseinandergesetzt haben, wie sich Klima und Umwelt auf das Volumen der Nasennebenhöhlen – also die anatomischen Strukturen hinter der Apertura piriformis – auswirken.
In kalten Klimaverhältnissen passt sich die Nase in Form einer engen Nasenöffnung an, was morphologisch und funktionell zu erhöhten Turbulenzen führt und so die Vermischung der inspirierten Luft mit der Feuchtigkeit der Schleimhäute ermöglicht. Selcuk et al. analysierten prospektiv anhand von 115 Patienten im Alter zwischen 18 und 67 Jahren die Effekte von geographischer Höhe und Klimaverhältnissen auf die Volumina der Sinus maxillaris, Sinus frontalis und Sinus sphenoidalis ebenso wie auf die Ausprägung einer Concha bullosa, indem CTs der Nasennebenhöhlen (PNSCTs) von Patienten ausgewertet wurden, die in verschiedenen Höhen und unter verschiedenen Klimabedingungen – namentlich in den Städten Agri und Antalya – lebten. Bereits veröffentlichte Studien haben sich vornehmlich auf das Volumen der Nasenhöhle selbst sowie die äußere Form der Nase unter verschiedenen klimatischen Bedingungen fokussiert.
Die Prävalenz der Hypoplasie der Sinus maxillaris lag in der Studie bei null Prozent – was möglicherweise der geringen Fallzahl geschuldet sein könnte. Die Inzidenz der Hypoplasie des Sinus frontalis zeigte in den beiden Gruppen keinen statistisch signifikanten Unterschied (p=1,000). Des Weiteren gab es ebenfalls keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich des Auftretens einer Septumdeviation und den Concha-bullosa-Raten (p = 0,469 und p = 0,388). Das durchschnittliche Volumen des Sinus maxillaris lag in der Studie bei 15.7 ± 5.3 cm3 und war bei Männern statistisch signifikant größer als bei Frauen (p = 0,004). Mit dem Alter oder der anatomischen Seite des Sinus maxillaris gab es keine statistisch signifikante Korrelation zum Volumen. Zwischen männlichen und weiblichen Probanden gab es einen geschlechterabhängigen Unterschied hinsichtlich des Volumens des Sinus maxillaris, wobei Männer leicht höhere Werte aufwiesen als Frauen. Gencer et al. konnten bereits zeigen, dass die Volumina des Sinus maxillaris auf der kontralateralen Seite einer gravierenden Septumdeviation dazu tendieren, sich zu vergrößern. Patienten mit verkrümmten Nasenscheidenwänden wurden allerdings nicht in die Studie von Selcuk et al. eingeschlossen, um die Vergleichbarkeit und Validität der Daten nicht zu gefährden.
Die Fähigkeit der Nase, von extern inspirierte Luft aufzubereiten, hängt maßgeblich von der intranasalen Temperatur und dem Luftstrom ab. Nasenhöhlen kategorisierten Selcuk et al. als klein, eng oder kurz und weit – entsprechend der ökographischen Anpassung an das Umgebungsklima. Dabei weisen Menschen, die eher in kalten, trockenen klimatischen Bedingungen leben, eine lange, enge Nasenanatomie auf, während Menschen unter heißem, feuchtem Klima eher kurze, weite Nasenhöhlen haben. Eine lange, enge respiratorische Passage maximiert dabei das Luftvolumen, das mit intranasaler Schleimhautoberfläche in Berührung kommt, was wiederum zu vermehrten Turbulenzen im Luftstrom führt. Auf diese Weise wird die Abgabe von Körperwärme und Feuchtigkeit an die eingeatmete Luft optimiert.
Letztlich konnten Selcuk et al. jedoch keinen signifikanten Unterschied zwischen den Volumina der Nasennebenhöhlen der beiden klimatisch determinierten Patientengruppen ausmachen. Dennoch schlagen sie weitere prospektive Studien mit höheren Fallzahlen vor, um mögliche statistisch signifikante Unterschiede zu erfassen.