Die Wirkstoffe des vaginalen Ringes sind die hydrophilen Moleküle Tenofovir, das gegen die meisten Stämme des humanen Immundefizienz-Virus (HIV) wirksam ist, und Aciclovir, das ein wirksames Virostatikum gegen Herpesviren ist. Die Hoffnung ist, dass der Ring Frauen vor sexuell übertragbaren Krankheiten und HIV schützen kann.
An der Jean Monnet Universität in Saint-Etienne, Frankreich, wurde die Entwicklung des Ringes durch eine Kollaboration von Wissenschaftlern aus der Virologie, Chemie und einem Silikon-Ingenieur möglich gemacht.
Das Konzept der kontrollierten Abgabe von Wirkstoffen durch polymere Materialien wurde in den 1960er Jahren etabliert und wurde erfolgreich eingesetzt, um vaginale Ringe herzustellen, die langwirksame Steroide für die Therapie der menopausalen Symptome und zur Kontrazeption freisetzen. Die Permeabilität der Medikamente war ein Problem bei der Entwicklung der neuen Technologie.
Die Schwierigkeit in der Entwicklung war die Tatsache, dass Silikon ein hydrophobes Material ist. Dieses Problem wurde bewältigt, indem man dem Silikon einen hydrophilen Zusatz beigefügt hat, welcher es dem Medikament erlaubt aus seinem Reservoir freigelassen zu werden.
Die Autorin der Studie Meriam Memmi erklärt, dass die Ringe in der Lage sind, Konzentrationen von den Medikamenten von 1,5 bis 3,5mg pro Tag von Aciclovir und 3 bis 5mg pro Tag von Tenofovir für einen Zeitraum von 50 Tagen abzugeben.
Diese Dosen sind fähig, die viralen sexuell übertragbaren Infektionen wie HIV-1 Infektion, Hepatitis B und den genitalen Herpes zu verhindern.
Nun konnte bewiesen werden, dass es möglich ist, mit dem Silikonring für eine längere Zeit kontinuierlich hydrophile antivirale Medikamente in wirksamen Konzentrationen freizulassen, die die Viren im Serum neutralisieren können. Der nächste Schritt ist die Anwendung in klinischen Studien zu testen. Die Hoffnung besteht, dass nach positiven klinischen Studien, die vaginalen Silikonringe in großer Anzahl zu niedrigen Preisen produziert werden können.
Es ist besonders wichtig, dass die Kosten gering sind, denn die Ringe sind vor allem für unterprivilegierte Frauen gedacht. In den Entwicklungsländern stellen die sexuell übertragbaren Infektionen mit vaginaler Herkunft ein großes gesellschaftliches Gesundheitsproblem dar. Viele der Frauen aus Entwicklungsländern werden in ihrer Jugend mit HIV-1 durch sexuelle Kontakte infiziert. Bei Männern tritt die Infektion im Durchschnitt sieben bis zehn Jahre später auf. Für die Frauen in diesen Ländern ist es schwieriger sich vor den sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen, da der Gebrauch eines Kondoms unter der Kontrolle des Mannes steht. Der vaginale Ring kann von der Frau selber eingeführt und entfernt werden.
Text: esanum / ab