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Unterschätzte Risiken für Herz und Gefäße durch Feinstaub

Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide und Feinstaub gelten als besonders gesundheitsschädlich. Vielen Menschen ist besonders Stickstoffoxid als Verursacher von Entzündungsprozessen bekannt, die mit einer Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen.

Herzstiftung warnt vor gesundheitlichen Folgen

Luftschadstoffe wie Stickstoffoxide und Feinstaub gelten als besonders gesundheitsschädlich. Vielen Menschen ist spätestens seit den öffentlichen Diskussionen um Dieselfahrverbote und die Abschaltung von Braunkohlekraftwerken besonders Stickstoffoxid als Verursacher von Entzündungsprozessen bekannt, die mit einer Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergehen.

"Feinstaub ist aber das größere, vor allem aber das noch immer unterschätzte Gesundheitsrisiko", betont der Kardiologe und Pharmakologe Prof. Dr. med. Thomas Meinertz. "Je größer die Feinstaubkonzentration in der Atemluft ist, desto wahrscheinlicher sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen." Dass Feinstaub ein ebenso großer Risikofaktor von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist wie die klassischen Faktoren, also hoher Blutdruck, Rauchen, Zuckerkrankheit und hohes LDL-Cholesterin, bestätigte 2019 eine Studie in der Fachzeitschrift European Heart Journal.1

"Saubere Luft ist ein hohes Gut."

Das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung steigt dadurch, dass Feinstaub, insbesondere der Ultrafeinstaub bei einer Partikelgröße kleiner als 0,1 Mikrometer nach Inhalation durch das Lungenepithel sofort in die Blutbahn übertritt und von dort in die Gefäßwand. "Dadurch werden chronische Entzündungsprozesse ausgelöst und damit die Arteriosklerose begünstigt. Bei Menschen, die chronisch der Luftverschmutzung ausgesetzt sind, kann es zum vorzeitigen Ausbruch der wichtigsten Erkrankungen in den Gefäßen, die das Herz und das Gehirn versorgen, kommen. Folgen sind Herzinfarkte und Schlaganfälle", erläutert Prof. Meinertz. Insbesondere ältere PatientInnen mit Herz- und Lungenerkrankungen sollten sich bei hoher Luftverschmutzung besonders wenig außerhalb des Hauses aufhalten. 

Das Gefährdungspotenzial von Feinstaub für die Gesundheit sehen auch das Umweltbundesamt und WissenschaftlerInnen der Nationalen Akademie Leopoldina. Sie halten die Feinstaub-Grenzwerte für zu lax und sie sehen eine Absenkung der Feinstaubgrenzwerte und eine "nachhaltige Verkehrswende" als notwendig. Auch die Deutsche Herzstiftung hält schärfere Grenzwerte im Sinne des vorsorglichen Gesundheitsschutzes für zwingend erforderlich. "Saubere Luft ist ein hohes Gut: Je sauberer die Luft ist, desto seltener leiden die Menschen an Schlaganfällen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenkrebs oder Atemwegsproblemen. Das haben zahlreiche Studien gezeigt. Jetzt ist entschlossenes politisches Handeln notwendig", fordert der Herzstiftungs-Experte.