Gegen den Ärztemangel: Das Medizinstudium soll weiter entwickelt werden, mit neuen Zulassungsbedingungen und mehr Sozialkompetenz. Die Universitätskliniken sprechen von einem "Qualitätssprung".
Uni-Mediziner im Land blicken mit Spannung auf die geplante Reform des Medizinstudiums. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (beide CDU) hatten sich am vergangenen Freitag mit Vertretern der Kultus- und Gesundheitsministerkonferenz auf den "Masterplan Medizinstudium 2020" verständigt, wie das Forschungsministerium mitgeteilt hatte. Der Plan sieht unter anderem eine Reform der Ausbildungsinhalte und Zulassungsbedingungen vor, um die Qualität der Ausbildung zu verbessern und dem Ärztemangel zu begegnen.
So soll die Bedeutung der Abiturnote bei der Studienplatzvergabe sinken und stattdessen soziale und kommunikative Fähigkeiten stärker gewichtet werden. Auch in der Ausbildung soll Sozialkompetenz einen höheren Stellenwert als bisher bekommen, dies gelte vor allem für die Arzt-Patienten-Kommunikation: Die "soll nicht nur gelehrt, sondern auch geprüft werden", sagte Attila Altiner, Studiendekan der Rostocker Uni-Medizin der Deutschen Presse-Agentur. Zudem soll der Ausbildungsfokus verstärkt auf Allgemeinmedizin und wissenschaftliches Arbeiten gelegt werden.
Diesen Weg verfolge die Rostocker Universitätsmedizin laut Altiner bereits seit 2009. Der Masterplan "rennt bei uns offene Türen ein". Unklar bleibe bisher allerdings, wie er finanziert werden soll. "Wenn das so umgesetzt wird, wäre das ein riesiger Qualitätssprung, aber es wird nicht völlig kostenneutral gehen", sagte Altiner. Auch der Vorstandsvorsitzende der Uni-Medizin Greifswald, Max Baur, begrüßte die Pläne. Moderne Ärzte müssten wissenschaftliche Erkenntnisse richtig interpretieren und anwenden können. Die vorgesehene Stärkung von Wissenschaftlichkeit und Allgemeinmedizin schaffe dafür gute Voraussetzungen, sagte Baur.
Der Masterplan bietet den Ländern zudem die Möglichkeit, eine "Landarztquote" einzurichten: Bis zu zehn Prozent der Studienplätze können vorab an Studierende vergeben werden, wenn diese sich verpflichten, nach ihrer Ausbildung mindestens zehn Jahre in unterversorgten ländlichen Räumen zu arbeiten. Für Altiner liegt das Problem aber nicht in mangelndem Interesse der Studierenden, sondern an zu wenig attraktiven Stellen. Die nötige Weiterbildung zum Allgemeinmediziner finde noch hauptsächlich in Krankenhäusern statt, wo es jedoch Engpässe gebe. Sein Wunsch: Nicht nur die Aus-, sondern auch die Weiterbildung der Ärzte müsse weiterentwickelt werden.
Ob die Quote auch im Nordosten eingeführt wird, ist noch unklar. Erste Gespräche zwischen Landesregierung und Universitäten seien noch nicht abgeschlossen, sagte Bildungsministeriumssprecher Henning Lipski. Die Kassenärztliche Vereinigung äußerte sich auf Nachfrage nicht zur Reform.