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Uni-Klinik Greifswald rechnet trotz steigender Patientenzahlen mit Defizit

Die Bevölkerung wird älter. Das spürt auch die Universitätsmedizin in Greifswald. Es kommen mehr Patienten mit schwereren Erkrankungen. Auch für 2015 rechnet das Klinikum mit einem Millionendefizit. D

Die Bevölkerung wird älter. Das spürt auch die Universitätsmedizin in Greifswald. Es kommen mehr Patienten mit schwereren Erkrankungen. Auch für 2015 rechnet das Klinikum mit einem Millionendefizit.

Die Universitätsmedizin Greifswald hat im vergangenen Jahr mit 178 000 Patienten so viele Menschen behandelt wie noch nie. Eine Ursache für die Entwicklung sieht der Ärztliche Vorstand  Thorsten Wygold im demografischen Wandel mit einer älter und kränker werdenden Gesellschaft. Indiz dafür sei die zunehmende Schwere der Fälle, die in Greifswald behandelt werden. “Die Patienten sind multimorbider.” Zudem sei das Netz niedergelassener Ärzte in der Region dünner geworden, so dass Patienten häufiger an das Klinikum überwiesen wurden. Im Jahr 2015 behandelte das Klinikum in seinen 21 Fachkliniken 9000 Patienten mehr als im Vorjahr.

Trotz der gestiegenen Patientenzahlen rechnet das Klinikum auch für 2015 mit einem Millionen-Defizit. Patienten mit komplexen Krankheitsverläufen, die naturgemäß verstärkt an Universitätsklinika behandelt würden, verursachten höhere Sachkosten, sagte Wygold. Uni-Klinika seien in der Kalkulation der Erlöse nicht angemessen repräsentiert, kritisierte er. Auch trage das vom Bund beschlossene Versorgungsstärkungsgesetz nicht zu einer Besserstellung der Universitätskliniken bei, die  mehrheitlich rote Zahlen schreiben würden. Endgültige Zahlen für 2015 will das Klinikum Ende April vorlegen. Im Jahr 2014 erwirtschaftete das landeseigene Klinikum ein Minus von 13,5 Millionen Euro.

Klinikum plant ausgeglichenen Haushalt bis 2018

Das Defizit will das Klinikum mit effizienteren Strukturen und einer Steigerung der Erlöse verringern und 2018 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erreichen, kündigte der Kaufmännische Vorstand, Marie le Claire, an. Bis dahin sollen 36 Stellen – vorwiegend in Verwaltung und Service – wegfallen. Die Optimierung von Betriebsabläufen – so betonte der Vorstand – soll nicht zu Lasten der Patientenversorgung, Forschung und Lehre gehen. Auf betriebsbedingte Kündigungen will das Klinikum verzichten.

Greifswald gehört mit 2306 Bewerbern auf 132 Studienplätzen zu den beliebtesten Studienorten für Humanmedizin in Deutschland. In der Zahnmedizin sei Greifswald sogar Spitzenreiter bei den Bewerberzahlen, sagte Wygold. Diese Resonanz spiegele die gute Ausbildungsqualität wider.

Im vergangenen Jahr warb das Klinikum für Forschungsvorhaben 18,3 Millionen Euro an Drittmitteln ein, was bei 9,4 Millionen Euro Landeszuschüssen eine Quote von 37 Prozent ergebe.  Forschungsschwerpunkte sind die Community Medicine (Bevölkerungsmedizin), die zusammen mit der molekularen Medizin individualisierte medizinische Behandlungs- und Präventionskonzepte erarbeitet. Ein neues Vorzeigeprojekt ist die Erforschung des Jodmangels in 27 Ländern. Diese Studie wird von Greifswalder Wissenschaftlern geleitet. Am Klinikum arbeiten 4900 Mitarbeiter in Forschung, Lehre und Krankenversorgung, davon konnten aufgrund des stabilen Drittmittelaufkommens 629 Mitarbeiter aus eben diesen Mitteln finanziert werden.

Text: dpa /fw

Foto: Andy Dean Photography / Shutterstock.com