Der Pharma- und Chemiekonzern Merck erlebt im Tagesgeschäft weiter schwierige Zeiten. Die Hoffnung richtet sich nun auf das Jahresende.
Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck hat auch im zweiten Quartal eine Durststrecke durchstehen müssen. Zwar stieg der Umsatz leicht um ein halbes Prozent auf gut 3,7 Milliarden Euro, doch im Tagesgeschäft hakte es weiter. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis ging noch stärker zurück als von Analysten erwartet. Für 2018 rechnet das Dax-Unternehmen nun immerhin mit etwas weniger Wechselkursbelastungen, wie Merck am Donnerstag in Darmstadt mitteilte. Das laufende Jahr bleibe ein "Übergangsjahr mit vielen Herausforderungen", erklärte Vorstandschef Stefan Oschmann.
Das bereinigte Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sank vor allem wegen der Währungseffekte um knapp 14 Prozent auf 920 Millionen Euro. Merck kämpft seit längerem mit dem relativ starken Euro, der im Dollar-Raum erzielte Umsätze bei der Umrechnung drückt. Unter dem Strich blieben Merck 247 Millionen Euro Gewinn - ein Jahr zuvor waren es noch 426 Millionen Euro gewesen. Merck-Aktien gaben im frühen Handel um 4 Prozent nach.
Das leichte Umsatzwachstum wurde erneut vom Laborgeschäft getragen. In der Sparte, die Produkte für die Pharmaforschung von Laborwassersystemen bis zu Komplettlösungen zur Arzneiproduktion verkauft, profitiert Merck weiter von der Übernahme des US-Konzerns Sigma-Aldrich 2015. Hier wuchs der Erlös um 7,7 Prozent aus eigener Kraft, wurde aber ebenfalls durch negative Währungseffekte gedrückt.
In der Pharmasparte kletterte der Erlös ferner um 4,7 Prozent, wurde aber vom starken Euro komplett aufgezehrt, so dass unterm Strich ein leichter Rückgang stand. Während alte Kassenschlager wie das Krebsmedikament Erbitux und das Multiple-Sklerose-Mittel Rebif weiter an Umsatz verloren, konnte der Hoffnungsträger Avelumab zulegen: Der Erlös mit der Krebstherapie lag mit 17 Millionen Euro mehr als vier mal so hoch wie im Vorjahreszeitraum (4). Die Multiple-Sklerose-Tablette Cladribin spielte zudem 20 Millionen Euro ein. Eine Entscheidung der US-Arzneibehörde FDA über eine Zulassung in den Vereinigten Staaten erwartet Oschmann im ersten Halbjahr 2019.
Etwas Licht am Horizont sieht Merck für das zweite Halbjahr. Wechselkurseffekte dürften den Umsatz mit 3 bis 5 Prozent etwas weniger belasten als bisher befürchtet, hieß es weiter. Für 2018 erwartet der Konzern Umsätze von 14,1 bis 14,6 Milliarden Euro, nachdem die Darmstädter das Geschäft mit rezeptfreien Arzneien wie Nasensprays im Frühjahr an den US-Konzern Procter & Gamble verkauft hatten. Seine Ergebnisprognose bestätigte das Unternehmen. Die Pharma- und Laborsparte würden das Wachstum von Merck tragen, sagte Oschmann. "2019 werden wir bei allen Kennzahlen besser dastehen."