Ein stark erhöhter Troponin-Wert nach dem Sport könnte ein erster Hinweis auf einen drohenden Herzinfarkt sein, so eine Studie aus den Niederlanden.
Langstrecken-Läufer oder auch Radrennfahrer, z. B. nach einer kräftezehrenden Bergetappe, weisen nicht selten erhöhte Troponin-Werte auf. Ob dieser Befund überhaupt klinisch relevant ist, ist derzeit allerdings noch unklar und Gegenstand von Diskussionen. Eine Studie untersuchte daher unlängst, ob es zwischen Anstrengungs-induziertem Troponin und kardiovaskulären Erkrankungen tatsächlich einen Zusammenhang gibt.
Die niederländische Studie rekrutierte insgesamt 725 ProbandInnen, wovon der Männeranteil 62% betrug. Die TeilnehmerInnen waren im Durchschnitt 61 Jahre alt. Alle mussten für die Untersuchungen einen Fußmarsch zwischen 30 bis 55 Kilometern Länge absolvieren. Vor dem Marsch und umittelbar daran anschließend bestimmten die ForscherInnen das Troponin-I im Blut der ProbandInnen.
Troponin-Werte > 0,040 μg/l hatten etwa ein Prozent der ProbandInnen vor dem Marsch und nach dem Marsch stieg deren Zahl auf 9% an (p < 0,001). Die TeilnehmerInnen wurden zudem für eine mittlere Dauer von 43 Monaten nachbeobachtet. Bei 62 ProbandInnen kam es zu einem kardiovaskulären Ereignis; 29 verstarben und in 33 Fällen trat zumindest ein schwerwiegendes kardiovaskuläres Ereignis (MACE: major adverse cardiovascular event) auf. Bei den ProbandInnen, die vor Studienbeginn einen Troponin-Wert ≤ 0,040 μg/l besaßen, erlitten 7% ein kardiovaskuläres Ereignis. Das Risikoverhältnis (HR) betrug nach Anpassung von Alter, Geschlecht und kardiovaskulären Risikofaktoren sowie kardiovaskulären Vorerkrankungen 2,48 (95%-KI: 1,29–4,78). Der beobachtete Zusammenhang zwischen gesteigerten Troponin-Werten nach dem Sport und MACE betraf vor allem diejenigen ProbandInnen, die vor Studienbeginn keinerlei kardiovaskuläre Erkrankungen mitbrachten.
Die Ergebnisse deuten an, dass ein erhöhter Troponin-Wert nach dem Sport bei vorbelasteten, aber ebenso bei unbelasteten Menschen, einen frühen Marker für künftige kardiovaskuläre Ereignisse darstellen könnte. Die Aussagekraft der Arbeit wird jedoch vor allem dadurch eingeschränkt, dass die verwendeten Troponin-Tests nicht hochsensitiv waren. Ferner mindern die kurze Studiendauer und eine geringe ProbandInnenzahl die Aussagekraft der Studie. Die AutorInnen betonten weiter, dass ihre Ergebnisse auch nicht für andere Sportarten oder gar allgemein gültig seien.
Originalstudie: Aengevaeren VL et al., Exercise-Induced Cardiac Troponin I Increase and Incident Mortality and Cardiovascular Events; Circulation 2019; doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.119.041627