In der Nutztierhaltung werden inzwischen weniger Antibiotika eingesetzt. Das geht aus Erhebungen hervor, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) am Montag in Berlin vorlegte. Einem BfR-Forschungsprojekt zufolge wurden etwa Mastschweinen in den vergangenen Jahren deutlich weniger Antibiotika gegeben. Die Zahl der Behandlungen sank demnach von etwa fünf Tagen pro Stallplatz und Halbjahr in 2011 auf 2014 nur noch einen Tag pro Platz und Halbjahr.
Antibiotika in der Nutztierhaltung stehen in der Kritik, weil dadurch resistente Keime entstehen können. Als eine Folge wird eine Resistenz gegen Antibiotika auch für Krankheitserreger des Menschen befürchtet. Welche Hintergründe die jüngste Entwicklung hat, muss dem BfR zufolge noch erforscht werden.
“Eine positive Erkenntnis aus unseren Studien ist, dass antibiotikaresistente Keime in der Lebensmittelkette nicht weiter zunehmen”, erklärte BfR-Präsident Andreas Hensel. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben allein in der EU jedes Jahr rund 25 000 Menschen an den Folgen von Antibiotika-Resistenzen.
“Insgesamt gibt es für den Menschen verschiedene Wege, wie er mit antibiotikaresistenten Keimen in Kontakt kommen kann”, sagte Annemarie Käsbohrer, Leiterin der Fachgruppe Epidemiologie, Zoonosen und Antibiotikaresistenzen am BfR. Dies könne im Krankenhaus passieren, aber auch beim Umgang mit Lebensmitteln oder ihrem Verzehr.
Eine Erklärung für die verringerten Antibiotika-Gaben in der Tierhaltung könne ein zunehmendes Problembewusstsein bei Landwirten sein, sagte Prof. Lothar Kreienbrock von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, die ein BfR-Forschungsprojekt zu Antibiotika in der Tierhaltung durchführt. Hinzu kommt demnach das geänderte Arzneimittelgesetz: Seit einem Jahr müssen Tierhalter ab einer bestimmten Bestandsgröße Angaben zum Einsatz von Antibiotika machen.
Die Bundesregierung verabschiedete am 13. Mai dieses Jahres zudem die neue Deutsche Antibiotika-Resistenz-Strategie (DART 2020). Sie will damit schärfer gegen den Missbrauch von Antibiotika und die Ausbreitung gefährlicher Keime vorgehen – national wie international.
Die Medikamente haben den Kampf gegen bakterielle Krankheiten revolutioniert, die zuvor oft tödlich endeten. Doch durch übermäßige oder unsachgemäße Nutzung entwickeln Bakterien immer mehr Widerstandskraft gegen antibiotisch wirkende Arzneimittel wie das Penizillin. Sie wirken dadurch schlechter oder im Extremfall gar nicht mehr.
Text: dpa /fw
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