Mit Blaulicht und Martinshorn rasen Rettungswagen durch die Städte, um schnell bei den Patienten zu sein. An der Zieladresse müssen die Sanitäter aber oft minutenlang suchen, um das richtige Haus zu finden – weil die Hausnummer fehlt oder nicht zu sehen ist.
In Deutschland sterben nach Schätzungen des Rostocker Notfallmediziners Gernot Rücker jedes Jahr rund 1000 Menschen, weil Rettungsdienste die angegebene Adresse nicht finden. Grund dafür sind fehlende oder falsch angebrachte Hausnummern. “Diese Todesfälle sind völlig unnötig”, sagte Rücker der Deutschen Presse-Agentur. Oft gingen bei der Suche nach dem richtigen Haus zwei, drei oder mehr Minuten verloren – Zeit, die beispielsweise bei Patienten mit einem Herzversagen über Leben oder Tod entscheiden kann. Oft seien auch Hausnummern schlecht beleuchtet, zu unscheinbar oder auch von Gestrüpp verdeckt. Diese Woche gilt deutschlandweit als “Aktionswoche der Wiederbelebung”.
Ein weiteres Problem, das zum Verlust von kostbaren Minuten für die Lebensrettung führen kann, sind unterschiedliche Vorgehensweisen der Städte bei der Nummerierung. “In manchen Kommunen sind Hausnummern durchlaufend angebracht, am Ende der Straße schlagen sie um.” In anderen Städten wiederum seien auf der einen Straßenseite die geraden, auf der anderen die ungeraden Nummern. Ganz schwierig werde es bei Erweiterungen, wenn Hausnummern mit Buchstaben-Zusätzen versehen werden.
“Oft fahren Einsatzkräfte zunächst in die falsche Richtung, müssen links und rechts absuchen und unter Umständen, oft auf schmalen Straßen, mit dem Rettungswagen wenden”, sagte Rücker, der selbst über jahrelange Erfahrungen als Notfallmediziner verfügt. Er und sein Team haben die Webseite www.zeig-dich.info entwickelt, auf der mit anschaulichen Beispielen Tipps für das Anbringen von Hausnummern zu finden sind.
Schwierig ist es laut Rücker auch, wenn etwa bei Hubschrauber- und Rettungswagen-Einsätzen Anwohner auf die Straße stürmen, um das Spektakel zu verfolgen. “Kinder, aber auch Erwachsene, winken den Helfern zu – diese wissen durch das Wirrwarr an Handzeichen nicht, zu welchem Haus sie gerufen wurden”, berichtete der Mediziner. Viel besser wäre es, wenn Angehörige den Rettungskräften entgegenkommen und mit einem Handtuch winken.
Text: dpa /fw
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