Thüringer Ärzte befürchten durch ein neues Bundesgesetz die Streichung vieler Arztpraxen. Die Krankenkasse Barmer GEK sieht das gelassener.
Die von der Bundesregierung geplante Neuregelung der ärztlichen Versorgung würde nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Thüringen den Wegfall von 665 ambulanten Arztpraxen bedeuten. Die Bundesregierung wolle damit jeden sechsten Arztsitz im Freistaat streichen, kritisierte die KV-Vertreterversammlung am Mittwoch in Weimar. Mit dem geplanten Gesetz soll in Regionen, wo eine statistische Überversorgung von Ärzten bestimmter Fachgebiete besteht, diese beseitigt werden. Die Krankenkasse Barmer GEK begrüßt dagegen das geplante Gesetz. «Die KV Thüringen betreibt hier ein wenig Panikmache», sagte Sprecher Robert Büssow der Nachrichtenagentur dpa.
Die Kassenärztlichen Vereinigungen sollen nach den Bundesplänen bei Aufgabe von Praxen alle Hausarztsitze aufkaufen, die über einen statistischen Versorgungsgrad von 110 Prozent hinausgehen. Sie werden damit geschlossen. Die KV, die rund 4100 Ärzte und Physiotherapeuten in Thüringen vertritt, befürchtet damit eine drastische Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Von den Streichungsplänen wären auch Augenärzte in Gera oder Suhl betroffen, wo Patienten schon heute Probleme hätten, einen Termin zu bekommen. Außerdem würden 80 Kinderarztsitze gestrichen. Das sei fast jeder zweite. Die politische Vorstellung, das durch den Wegfall von Arztsitzen an einem Ort die freien Stellen an einem anderen Ort besetzt würden, sei «naiv», heißt es in einer Resolution.
Nach Angaben der Krankenkasse sind die Folgen der Neuregelung heute noch nicht absehbar. Sie würden sich zudem auf einen langen Zeitraum erstrecken und nur Praxen betreffen, die etwa aus Altersgründen aufgegeben werden sollen. Zudem könnten bereits jetzt die KV Anträge auf Nachbesetzung in überversorgten Gegenden ablehnen. Von dieser Möglichkeit werde jedoch kaum Gebrauch gemacht.
Laut Landesärztekammer habe Thüringen so viele Ärzte wie nie, sagte Büssow. Derzeit seien 8434 Mediziner in Thüringer Krankenhäusern und Praxen tätig – 22 mehr als 2012. Vor zehn Jahren seien es noch gut zehn Prozent weniger gewesen. Der Zuwachs resultiere in erster Linie aus der Zuwanderung ausländischer Ärzte.
Text und Foto: dpa /fw