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Telemedizin: Fetale Monitoring-Systeme der Zukunft

Der Ärztetag hat das Verbot der ausschließlichen Fernbehandlung gelockert und damit neue Möglichkeiten für den Ausbau der Telemedizin eröffnet. Damit dürfte der Telemedizin zukünftig eine weitaus größere Bedeutung zukommen.

Sind telemedizinische Interventionen aus der Geburtsmedizin bald nicht mehr wegzudenken?

Der Ärztetag hat das Verbot der ausschließlichen Fernbehandlung gelockert und damit neue Möglichkeiten für den Ausbau der Telemedizin eröffnet. Ärzte können nun auch ohne vorherigen Erstkontakt ihre Patientinnen und Patienten ausschließlich telefonisch oder online behandeln. Damit dürfte der Telemedizin zukünftig eine weitaus größere Bedeutung zukommen. Welche Möglichkeiten ergeben sich hierdurch für die Geburtsmedizin? Prof. Dr. Sarah Schott vom Universitätsklinikum Heidelberg gab in ihrem Vortrag anlässlich des 62. DGGG-Kongresses in Berlin einen durchaus optimistischen Ausblick auf die Zukunft.

Stellt man die Frage nach dem Versorgungsbedarf, und damit nach möglichen Einsatzfeldern für telemedizinische Interventionen, stößt man sehr schnell auf die psychosoziale Versorgungssituation, die deutliche Mängel aufweist. Langes Warten auf einen Therapieplatz, aber auch die noch immer andauernde Stigmatisierung, Gefühle von Scham sowie die oft zeitaufwändigen Fahrten zu Therapeuten und die Teilnahme an Sitzungen führen zu einer generellen Unterversorgung. Vor diese Situation sehen sich auch Gynäkologische Onkologie und Geburtsmedizin gestellt.

Welche Frauen könnten also von telemedizinischen Interventionen profitieren, und welche Frauen sind auch generell offen für solche Strategien? Untersuchungen zeigen, dass nicht als Notfälle zu klassifizierende Notdienstkonsultationen von schwangeren Frauen zunehmen und damit eine besondere Belastung für das Gesundheitssystem darstellen. Diese Konsultationen sind häufig durch ein erhöhtes Angstniveau (GAD-7) oder vermindertes Wohlbefinden (WHO-5) getriggert, die auf Vorerfahrungen basieren. Häufig findet man Aborte in der Anamnese, einhergehend mit Depressionen (PHQ-9). Die Frauen benötigen daher die Gewissheit, dass es dem Kind gut geht und die Schwangerschaft normal verläuft. Ein standardisiertes Pre-Screening könnte hier hilfreich sein, um den betroffenen Frauen geeignete Versorgungsstrukturen anzubieten.

Neue Technologien zum Heimmonitoring

Entwickelt wurde aktuell ein cloud-basiertes Gerät zur Schwangerschaftsüberwachung. Es handelt sich dabei um eine telemedizinisch basierte Technologie zur Aufzeichnung des fetalen EKG, die mit Hilfe künstlicher Intelligenz Daten aufzeichnet, in der Cloud speichert und auswertet und somit Möglichkeiten für Arzt oder Hebamme schafft, telemedizinisch in Interaktion zu treten. Das Ziel war hier, sowohl Kosten zu sparen als auch die Patientenversorgung zu optimieren.

Natürlich stellt sich auch die Frage, wie dieses Gerät international, aber besonders auch in Deutschland, zum Einsatz gelangen könnte, um Überkonsultationen zu reduzieren und gleichzeitig den Frauen, die ansonsten mit Angst und Unsicherheit umgehen müssten, geeignete Versorgungsstrukturen anzubieten. Die Frauen würden zum Beispiel zu Hause zunächst selbst das EKG aufzeichen, um danach telemedizinisch mit der Hebamme oder dem Geburtshelfer in Kontakt zu treten.

Bei einem weiteren Produkt, das neu entwickelt wurde, handelt es sich ebenso um ein fetales EKG, hier jedoch zur Ergänzung des CTG. In einer 2014/15 durchgeführten Studie ging es zunächst darum, den Vergleich zu einem herkömmlichen CTG herzustellen und die Vorteile herauszuarbeiten, wie zum Beispiel die Möglichkeit zum kontinuierlichen Monitoring, die Anwendbarkeit ohne medizinisches Fachpersonal und die Kostenersparnis.

Nach Ihrer Meinung zu einer solchen telemedizinischen Intervention gefragt, können sich die meisten Frauen zunächst nicht viel darunter vorstellen. Eine Fall-Kontroll-Studie aus diesem Jahr zeigt jedoch, dass die Vorstellbarkeit und der Wille zur Integration in ein pränatales Versorgungskonzept nach der nur einmaligen Demonstration eines Prototyps zur telemedizinischen Nutzung signifikant anstiegen. Auch eine mögliche Reduktion der geplanten Arztkontakte durch heimbasiertes Selbstmonitoring (36,7 Prozent) und der Einsatz vor selbstmotivierten, ungeplanten Konsultationen (26,8 Prozent) wurden von der Studiengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe positiv aufgefasst. Nur Wenige (9,8 Prozent) würden immer den Hebammen- oder Arztkontakt bevorzugen.

Wichtig bei der Implementierung telemedizinischer Interventionen in die pränatale Versorgung sind weiterführende Studien zur Sicherheit und Verlässlichkeit solcher Technologien und Geräte. Bisher ist Skepsis sowohl bei Patientinnen als auch bei der Ärzteschaft und beim medizinischen Fachpersonal die dominante Haltung. Generell kann man sagen, ist die Ablehnung unter nicht-ärztlichem Personal größer als unter Ärzten und bei Jüngeren geringer als bei Älteren.

Zusammenfassung und Ausblick

Quelle: DGGG, 31.10.2018, Vortrag "Telemedizin: Auch eine psychosomatische Interventionsstrategie?", Prof. Dr. Sarah Schott