Terroranschläge stellen nicht nur Politik und Sicherheitsbehörden, sondern auch Rettungsdienste und Kliniken vor neue Herausforderungen. Im Saarland arbeiten Vertreter aller Seiten nun auf höchster Ebene zusammen, um besser gewappnet zu sein.
Das Saarland will bei möglichen Terroranschlägen künftig Opfer besser versorgen und schneller sowie flexibler reagieren können. Dazu hat es auf Initiative von Innen-Staatssekretär Christian Seel (CDU) eine sogenannte "Task Force" gegründet, die kürzlich zu ihrem ersten Treffen zusammengekommen ist, wie eine Sprecherin des Innenministeriums in Saarbrücken der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Es handelt sich um eine neue Form der Zusammenarbeit unter anderem zwischen Sicherheitsbehörden, Staatskanzlei, Gesundheitsministerium, Bundeswehr, Rettungsdiensten und dem Trauma-Netzwerk "Saar-Lor-Lux-Westpfalz", die bundesweit als einzigartig gilt. "Wenn wir dadurch Modell für andere Regionen in Deutschland werden, ist es gut", sagte Seel. "Wenn wir dadurch den Schutz der Bevölkerung in unserer Region nachhaltig erhöhen können, dann ist es noch besser."
Tim Pohlemann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, nannte die Gründung einen "ganz bemerkenswerten Akt". "Einen derartigen Arbeitskreis in dieser kompletten Zusammensetzung, der langfristig etabliert ist und interdisziplinär an neuen Konzeptionen zur Versorgung von Terroropfern arbeitet, gibt es in keinem Bundesland", sagte Pohlemann, der auch Leiter des Trauma-Netzwerkes "Saar-Lor-Lux-Westpfalz" ist. Dazu gehören derzeit 18 Klinken, die sich in der Schwerverletztenversorgung der Großregion engagieren. "Das Problem ist jedoch, es gibt uns als Institution nicht. Die öffentliche Gefahrenabwehr kennt uns nicht", sagte der 58-Jährige.
Zweck der neuen Task Force sei es auch, offizielle Schnittstellen bei Informationsketten zu schaffen und Kliniken mit einzubeziehen. "Das ist insbesondere wichtig, wenn man sich die regionale Verteilung der Patienten und Kapazitäten anschaut", sagte Pohlemann, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Uniklinikum des Saarlandes in Homburg. Denkbar sei künftig, dass Patienten nach einem Anschlag auch außerhalb des Saarlandes versorgt werden, um Kapazitäten für jene Opfer freizuhalten, die notoperiert werden müssen - und, dass flächendeckend bestimmte Kliniken besonders auf die Versorgung von Terroropfern vorbereitet werden.
Zudem hofft Pohlemann durch die Task Force auf mehr politischen Rückhalt und mehr finanzielle Unterstützung für das Traumanetzwerk - und dringend erforderliche Übungen. Gerade Terroranschläge stellten Rettungskräfte vor besondere Herausforderungen mit Verletzungsmustern wie komplexen Schuss- und Explosionsverletzungen und einer großen Zahl von Opfern an möglicherweise mehreren Orten zu verschiedenen Zeitpunkten. Solche Szenarien müssten trainiert werden - mental, praktisch und organisatorisch bei Großübungen.
Die Task Force will sich der Sprecherin des Innenministeriums zufolge Ende August erneut zusammensetzen. Dann arbeite man an "konkreten Maßnahmen für die strukturelle, systematisierte Zusammenarbeit". "Vor allem wird es dann um die Beteiligung der Sicherheitsbehörden an einer durch das Traumanetzwerk vorzubereitenden Krankenhausübung gehen sowie die Schaffung der dazu erforderlichen Voraussetzungen."