Klinikclowns bringen Kinder zum Lachen, doch machen sie diese damit auch gesund? Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald und der Humboldt-Universität Berlin starteten am Donnerstag eine gemeinsame Pilotstudie, in der die Effekte der Klinikclowns auf Wohlbefinden und Heilungsverlauf bei Kindern untersucht werden. Dazu wurden spezielle Fragebögen für die kleinen Patienten, Eltern wie auch Pfleger und Ärzte entwickelt, sagte der Direktor der Greifswalder Kinderchirurgie, Winfried Barthlen. Zudem erfassen die Forscher auch das “Glückshormon” Oxytocin im Speichel der Kinder – vor und nach der Clowntherapie.
Ergebnisse der Studie werden Ende des Jahres erwartet. “Wenn Klinikclowns wirklich den Kindern guttun und sie den Klinikalltag für die kleinen Patienten erleichtern, dann sollten sie auf Kinderstationen ein fester täglicher Bestandteil des pflegerischen und ärztlichen Teams sein”, sagte Barthlen. In den kommenden zwei Wochen werden 48 kleine Patienten zwischen 6 und 12 Jahren in die Studie einbezogen. 24 von ihnen erhalten parallel zur medizinischen Standardtherapie eine tägliche Clowntherapie, die andere Hälfte nicht. Bislang besuchten die Clowns der “Grpysnasen” ein bis zweimal pro Woche die Station.
Nach Angaben der Stiftung “Humor hilft heilen” des Mediziners und Kabarettisten Eckart von Hirschhausen ist die Wirkung des Lachens auf kranke Menschen noch viel zu wenig erforscht. “Jeder Arzt und jede Pflegekraft kennt aus eigener Anschauung die heilsame Wirkung von Hoffnung, von guter Stimmung und von Lachen”, sagte von Hirschhausen der Deutschen Presse-Agentur. Wissenschaftlich sei es bei den vielen Einflussfaktoren und verschiedenen Krankheitsverläufen sehr aufwendig, das im Einzelfall zu belegen. Umso lobenswerter sei der Vorstoß der Greifswalder Kinderchirurgen, auch mit Laborwerten, Hormonen und psychologischen Tests mehr darüber herauszufinden.
An der Studie in Greifswald ist die Stiftung nicht direkt beteiligt, begleitet die Studie aber. “Wenn sich etwas bewegen soll, brauchen wir nicht nur unser Bauchgefühl, sondern seriöse, belegbare Daten”, sagte Barthlen. Die Forscher erwarten von der Studie erste Rückschlüsse darauf, ob und wie die Spaßmacher das Wohlbefinden befördern oder ob sie beispielsweise Einfluss auf den Schmerzmittel-Einsatz haben. Untersucht wird auch, ob Klinikclowns den Eltern der kranken Kinder guttun und ob sich dies wiederum positiv auf die kleinen Patienten auswirkt.
Sollte die Studie positive Ergebnisse bringen, werde mit anderen Kliniken eine breit angelegte Studie folgen. “Vor 20 Jahren hat niemand an Spielzimmer in Kinderkrankenhäusern geglaubt. Heute sind diese nicht mehr wegzudenken”, sagte Barthlen. Eine ähnliche Entwicklung sei bei den Klinikclowns denkbar.
Nach Angaben der Stiftung “Humor hilft heilen” ist die Klinikclown-Szene in Deutschland mit aktuell 50 bis 60 Clownsvereinen stark im Wachsen. Die Stiftung schätzt, dass es rund 500 Klinikclowns gibt. “Ziel der Stiftung ist es, dass jede Klinik und jede Alterseinrichtung den Humor so ernst nimmt, dass sie ihm einen festen Platz im Alltag einräumen”, sagte eine Sprecherin der Stiftung “Humor hilft heilen”.
Text: dpa /fw