Viele Menschen quälen sich mit chronischen Kopf-, Nerven- oder Rückenschmerzen. Auf einem Kongress in Weimar diskutieren Mediziner neue Erkenntnisse in der Schmerztherapie.
Nach der zunächst großen Nachfrage nach Cannabis als Medikament verzeichnen Schmerzmediziner inzwischen weniger Patientenanfragen. "Das hat sich wieder relativiert", sagte der Landesvorsitzende des Berufsverbands der Schmerztherapeuten, Ingo Palutke, vor Beginn des 8. Mitteldeutschen Schmerzkongresses am Freitag in Weimar. Es habe sich herumgesprochen, dass cannabishaltige Arzneimittel nur für einen stark eingeschränkten Patientenkreis zugelassen seien und die Krankenkassen eine solche Behandlung deshalb häufig ablehnten. Cannabis als Arznei ist eines der Themen auf dem zweitägigen Kongress.
Schwerkranke Menschen können in Deutschland seit dem 10. März Cannabis auf Rezept erhalten. Bewilligt werden nur Fälle, in denen eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Therapie nicht angewendet werden kann. Zudem muss sich das Arzneimittel voraussichtlich positiv auf Symptome oder den Krankheitsverlauf auswirken. "Die meisten Patienten brauchen es nicht", sagte Kongressleiter Palutke. Er halte Cannabis für nicht besser als ein normales Opiat. Zu den Opiaten gehört etwa Morphin, das bereits in der Schmerztherapie eingesetzt wird.
Bei der Behandlung von Menschen mit chronischen Schmerzen hat sich nach Angaben des Experten die Zusammenarbeit von Ärzten, Psychologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Sozialarbeitern – multimodale Therapie genannt – durchgesetzt. Diese wird in Thüringen zumeist als stationäre Behandlung von größeren Krankenhäusern angeboten. Allerdings stoße die stationäre Schmerztherapie bei den gesetzlichen Krankenkassen als Kostenträger auf wenig Akzeptanz, sagte Palutke. Die Patienten würden oft auf Reha-Kliniken oder ambulante Angebote verwiesen. "In Thüringen gibt es allerdings keine einzige Reha-Klinik mit einem multimodalen Konzept." Ambulant in einer Arztpraxis lasse sich dies nicht umsetzen.
Die ambulante Versorgung chronischer Schmerzpatienten in Thüringen bezeichnete der Kongressleiter als stabil und einigermaßen flächendeckend. Die Nachfrage nach Schmerztherapeuten bei der Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sei eher gering, das spreche gegen gravierende Versorgungslücken. Laut KV werden jährlich etwa 20 Patienten über die Servicestelle an Therapeuten vermittelt. In Thüringen sind rund 30 Schmerzmediziner zugelassen. Am Mitteldeutschen Schmerzkongress nehmen rund 400 Ärzte aus Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen teil.