Konkrete Anhaltspunkte, denen diese Assoziation unterliegt, waren bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch unklar. Kürzlich ist es Wissenschaftlern der University of Florida gelungen, einen Schritt in Richtung der Ursachenfindung zu gehen.
In einer Studie (DOI: 10.15252/embj.201488795), veröffentlicht im The EMBO Journal, wird von Dr. Todd Golde, Direktor des Zentrums für translatorische Forschung, und seinen Kollegen, beschrieben, wie ein Hormon, das vom Gehirn aufgrund von Stress freigesetzt wird, die Produktion eines Proteins, das im Zusammenhang mit Alzheimer steht, erhöht.
Dr. Golde sagt, dass die Studie “eine detaillierte Einsicht darin gewährt, wie Stress Mechanismen im Körper auslöst, welche dann die Entwicklung der Alzheimerkrankheit triggern können.” Basierend auf ihren Erkenntnissen versucht das Team nun eine neuartige Strategie zur Prävention von Alzheimer zu entwickeln: Die Entwicklung eines Antikörpers, der die Freisetzung dieses Stresshormons blockiert und somit die Produktion des mit Alzheimer assoziierten Proteins verhindert.
Alzheimer ist die führende Ursache von Demenz in den USA, rund 5,3 Millionen Amerikaner sind davon betroffen. Bis 2050 wird sich Prognosen zu Folge die Anzahl beinahe verdreifachen. Zu den häufigsten Risikofaktoren der Alzheimerkrankheit zählen das hohe Alter, das Vorhandensein bestimmter Gene sowie eine familiäre Belastung durch die Krankheit. Forscher verknüpfen die Entstehung der Erkrankung aber auch zunehmend mit der individuellen Stressexposition.
Für ihre Studie machten es sich Dr. Golde und seine Mitarbeiter zum Ziel, ein besseres Verständnis darüber zu erlangen, welche Mechanismen Stress und Alzheimer mit einander verbinden. Um zu diesem Punkt zu gelangen, analysierte die Gruppe die Hirne von Mäusen, welche zuvor akutem Stress ausgesetzt wurden. Sie verglichen diese Ergebnisse mit den Gehirnen von stressfreien Mäusen.
Die Wissenschaftler fanden dabei heraus, dass die gestressten Mäuse zum Zeitpunkt der Analyse eine größere Ansammlung von Beta-Amyloiden in ihren Gehirnen aufzeigten, als die stressfreien Tiere. Es gilt heutzutage als gesichert, dass jene Beta-Amyloide in den Gehirnen von Alzheimerpatienten akkumulieren, als eine Art Plaque zusammenklumpen und infolgedessen die Kommunikation der Hirnzellen stören.
Weitere Nachforschungen haben daraufhin gezeigt, dass Stress die Freisetzung eines Hormons namens Corticotropin-releasing Factor (CRF) induziert. Dieses Hormon steigert wiederum die Aktivität eines Enzyms namens Gamma-Sekretase, welches dann die Produktion von Beta-Amyloiden erhöht. Als das Team Hirnzellen in vitro mit CRF stimulierte, beobachteten sie einen signifikanten Anstieg der Beta-Amyloid Produktion. Die Autoren erklären: “Diese Daten stellen einstimmig einen Zusammenhang zwischen CRF und Beta-Amyloiden über die Gamma-Sekretase her. Sie bieten uns Einsicht in die Mechanismen, welche dazu beitragen, dass Stress das Risiko für Alzheimer erhöht.”
Das Team merkt an, dass ihre Erkenntnisse auch eine neue Heuristik zur Behandlung der Erkrankung ebnen könnten. Mit CRF als Target könnte ein Antikörper den Spiegel des Stresshormons senken und dadurch die Produktion von Beta-Amyloiden drosseln. Die Wissenschaftler gestehen sich allerdings ein, dass die Verfolgung dieses Ansatzes eine große Herausforderung darstellen würde.
“Diese weicheren, nicht-genetische Faktoren, welche zum Entstehungsrisiko der Alzheimer-Krankheit mit beitragen, können sehr viel schwieriger durch Medikamente erfasst werden”, sagt Dr. Golde, “aber wir brauchen dringend mehr solcher neuartigen Ansätze als wir bisher haben.”
Text: esanum /pvd
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