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Stipendium lockt Mediziner zurück aufs Land

Die Eberswalder GLG betreibt seit Jahren Nachwuchsförderung der besonderen Art - und kann über einen Mangel an Ärzten nicht beklagen. Die Idee soll auch Landarztpraxen helfen.

Die Eberswalder GLG betreibt seit Jahren Nachwuchsförderung der besonderen Art - und kann über einen Mangel an Ärzten nicht beklagen. Die Idee soll auch Landarztpraxen helfen.

Karolin Köder hängt an ihrer Heimatstadt Angermünde in der Uckermark. Für das Medizinstudium musste die 25-Jährige ihr Zuhause zwangsläufig verlassen, doch sie pendelt täglich nach Berlin an die Charité. "Normalerweise hätte ich mir einen Nebenjob suchen müssen, um über die Runden zu kommen", erzählt die Studentin im 12. Semester. Doch glücklicherweise erhält sie seit mehr als vier Jahren monatlich 500 Euro Stipendium von der Gesellschaft für Leben und Gesundheit mbH.

Die GLG betreibt im Barnim und in der Uckermark fünf Krankenhäuser, mehrere medizinische Versorgungszentren und ergänzende ambulante Einrichtungen. Über 3000 Beschäftigte kümmern sich um insgesamt etwa 40 000 Patienten. Charakteristisch war über Jahre eine große Fluktuation des Personals: Die Mehrzahl der Ärzte stammte häufig aus Berlin und hatte dort auch ihren Lebensmittelpunkt. Diese Mediziner gaben die Pendelei schnell auf, sobald sie berufliche Perspektive in der Nähe des Wohnortes fanden.

Die GLG begegnet dem seit zehn Jahren mit einer Nachwuchsförderung. Medizinstudenten, die aus der Ostbrandenburger Region stammen, können sich um ein Stipendium bewerben. "Derzeit vergeben wir zwei pro Jahr und haben immer zwischen 10 und 15 Bewerbungen", sagt die GLG-Stipendiaten-Betreuerin Karina Platz.

Diejenigen, die den Zuschlag für ein Stipendium bekommen, verpflichten sich im Gegenzug, nach erfolgreichem Studienabschluss drei Jahre lang in einer GLG-Einrichtung zu arbeiten. In der Zeit sollen sie möglichst Gefallen an ihrem Arbeitsplatz finden - und auch nach der Frist nicht mehr weg wollen.

Die Rechnung geht offensichtlich auf: Insgesamt 48 Stipendien hat die GLG nach eigenen Angaben inzwischen vergeben. 22 junge Ärzte, die während ihres Studiums gefördert wurden, arbeiten nun hier, 11 davon schon länger, als die drei vereinbarten Pflichtjahre. "Wir haben insgesamt 397 Ärzte und keine offenen Stellen", sagt Geschäftsführerin Steffi Miroslau stolz.

Gute Weiterbildungsangebote und Verdienstmöglichkeiten sowie die Unterstützung bei Wohnungssuche oder Facharztausbildung würden dazu beitragen, Mediziner zum Bleiben zu motivieren. Diese gezielte, langfristige Personalentwicklung sei zwar aufwendig, aber angesichts des Ärztemangels in Brandenburg auch notwendig, sagt die GLG-Chefin.

Diesen Umstand hätten auch andere Kliniken in der Mark längst erkannt, sagt Jens-Uwe Schreck, Geschäftsführer der Brandenburger Landeskrankenhausgesellschaft. "Da gibt es inzwischen vielfältige Methoden, um frühzeitig Personal zu binden. Ob es die Übernahme der Kosten für Fortbildungen oder die Bereitstellung von Kita-Plätzen oder eine Art Patenschaftsprogramm für Medizinstudenten ist", schildert er. Schreck fordert ein stärkeres Engagement der Kommunen, in denen die Krankenhäuser sind, um das Leben dort attraktiver zu machen. Zudem hält er eine Quote für junge Brandenburger bei der Zulassung zum Medizinstudium für nötig: "Nicht der Numerus Clausus müsste entscheidend sein, sondern die hohe Affinität zur Heimat."

Die angehende Ärztin Köder brauchte in diesem Punkt nicht überzeugt zu werden. Stand für die Angermünderin doch schon immer fest, dass sie zurück in die Heimat möchte, zu Familie und Freunden. Das Studium in Berlin hat sie darin noch bestärkt, wie sie sagt. "Das hektische Großstadtleben ist nichts für mich. Ich brauche Natur - und zwar die, die es eben nur in der Uckermark gibt." Im kommenden Sommer hat die Nachwuchs-Medizinerin ihre letzten Prüfungen. Anschließend möchte sie am Eberswalder Forßmann-Krankenhaus beginnen, am liebsten in der Urologie. Das weiß die 25-Jährige deshalb so genau, weil sie auch die im Studium vorgeschriebenen vier Praktika an der Einrichtung absolviert hat, die laut Stipendiatenbetreuerin Platz Lehrkrankenhaus der Charité ist.

"Diese Vorgehensweise hilft den angehenden Medizinern bei ihrer Entscheidung, welche Fachrichtung sie einschlagen wollen und macht später die Einarbeitung leichter", erklärt Platz. Neu bei der GLG-Stipendienvergabe ist der Schwerpunkt Allgemeinmedizin. Neuerdings bekommt jährlich ein Studenten ein Stipendium, der nach dem Abschluss eine Hausarztpraxis im Barnim oder in der Uckermark übernehmen will. Nach den guten Erfahrungen mit dem eigenen Ärztenachwuchs will die Klinikgesellschaft damit auch etwas gegen den Medizinermangel in entlegenen Regionen Brandenburgs tun.