In den letzten Jahren haben neue Mittel bei zuvor unbehandelten Patienten mit multiplem Myelom die Raten der kompletten Remission drastisch verbessert und das progressionsfreie Überleben signifikant verlängert. Die EMN0/HO95 MM Studie zeigt jedoch, dass die Upfront-ASCT für fitte Patienten auch weiterhin die 1. Wahl für die Therapie ist. Diese Ergebnisse wurden während einer Unterrichtssitzung beim ASCO Annual Meeting 2016 in Chicago präsentiert.
“Hochdosis-Melphalan (HDM) plus autologe Stammzelltransplantation (ASCT) wurden traditionell als die Standardtherapie für jüngere und fitte Patienten mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom erachtet. Aber: Dadurch stand in letzter Zeit die Upfront-Rolle der ASCT zur Diskussion”, erklärt Dr. Michelle Cavo (Seràgnoli Institute of Haematology, Bologna).
Die EMN02/HO95 MM Studie behandelte diese Frage. Sie war zum Vergleich von 4 Zyklen von Bortezomib-Melphalan-Prednison (VMP) gegenüber Hochdosis-Melphalan (HDM) und einfacher oder doppelter ASCT als Intensivierungstherapie nach der Induktion mit Bortezomib-Cyclophosphamid-Dexamethason und anschließender Entnahme peripherer Stammzellen aus dem Blut konzipiert. Nach VMP und HDM wurde eine weitere Randomisierung geplant: Konsolidierungstherapie mit Bortezomib-Lenalidomid-Dexamethason gegenüber keiner Konsolidierung, mit anschließender Lenalidomid-Erhaltungstherapie bis zur Progression oder Toxizität in beiden Behandlungsgruppen. Der primäre Studienendpunkt war das PFS der ersten Randomisierung. 1266 Patienten wurden für VMP (512 Patienten) oder HDM (1 oder 2 ASCT) (754 Patienten) randomisiert. Die durchschnittliche Nachbeobachtung ab der ersten Randomisierung betrug 24 Monate.
Die erste prä-spezifizierte Analyse, nachdem 33% der erforderlichen Ereignisse im Hinblick auf das PFS der ersten Randomisierung beobachtet worden waren, zeigte ein signifikant verlängertes PFS bei Patienten, die für HDM randomisiert waren (HR=0,76; 95% CI=0,61-0,94; p=0,010). Dr. Cavo: “Die Überlegenheit der ASCT im Vergleich zur Standard- VMP-Behandlung wurde zudem durch die signifikante Verbesserung der Rate einer mindestens sehr guten partiellen Remission gestützt: 84% gegenüber 74%.’ Das Gesamtüberleben war noch nicht ausgereift und es waren keine Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen zu erkennen. ‚Die Ergebnisse dieser Analyse stützen die Schlussfolgerung, dass die Upfront-ASCT weiterhin die Referenzbehandlung der Wahl für fitte Patienten mit neu diagnostiziertem multiplen Myelom ist, auch im Zeitalter der neuen Mittel und sogar im prospektiven Vergleich zu einem Standarddosis-Regime mit u. A. Bortezomib”, schloss Dr. Cavo.
Des Weiteren präsentierte Dr. Phillip McCarthy (Roswell Park Cancer Institute, Buffalo) eine Meta-Analyse des Gesamtüberlebens mit Lenalidomid-Erhaltungstherapie nach Hochdosis-Melphalan und ASCT bei multiplem Myelom. “Mehrere Studien zeigen, dass die Lenalidomid-Erhaltungstherapie nach der ASCT das Risiko der Krankheitsprogression oder des Versterbens von Patienten mit multiplem Myelom um ca. 50% reduziert. Diese Studien waren jedoch nicht für OS ausgelegt. Diese Metaanalyse wurde durchgeführt, um den Effekt der Lenalidomid-Erhaltungstherapie nach der ASCT auf das Gesamtüberleben zu beurteilen”, erklärt Dr. McCarthy das Grundprinzip der Studie. Für die Meta-Analyse wurden die Patientendaten (n = 1209) aus drei randomisierten, kontrollierten Studien verwendet: CALGB 100104, IFM 2005-02 und GIMEMA (RV-MM-PI-209).
Bei einer durchschnittlichen Nachbeobachtung von 80 Monaten wurde eine Reduktion des Sterberisikos von 26% ermittelt, was eine Steigerung des mittleren Überlebens von geschätzt 2,5 Jahren darstellt. “Die Lenalidomid-Erhaltungstherapie ist für die langfristige Krankheitskontrolle nach der Transplantation machbar”, schlussfolgert Dr. McCarthy. “Der Gesamtüberlebensvorteil überwiegt gegenüber Risiko, eine weitere primäre Malignität zu entwickeln. Aus diesem Grund kann die Lenalidomid-Erhaltung nach der ASCT als ein Pflegestandard für Patienten mit neu diagnostiziertem Myelom betrachtet werden.”