Chronische Nierenerkrankungen durch Sport verzögern Logo of esanum https://www.esanum.de

Sport schützt die Nierenfunktion von Senioren

Körperliche Bewegung kann in hohem Lebensalter den Progress einer chronischen Nierenerkrankung verzögern. Wie ein entsprechendes Sportprogramm aussehen könnte, lesen Sie hier …

Kombiniertes Sportprogramm gegen Niereninsuffizienz

Nierenleistung sinkt im Alter

Unter einer chronischen Niereninsuffizienz leiden viele ältere Menschen. In den USA sind mehr als 37% der Senioren ab dem 70. Lebensjahr von der renalen Funktionsstörung betroffen – und diese geht mit zahlreichen Komorbiditäten einher: So steigt bei den Patienten, etwa durch die eingeschränkte Leistung der Nieren, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stürze, Frakturen, Demenz, Krankenhauseinweisungen und schließlich auch die Gesamtmortalität.

Sport hält die Nieren fit

Um die Folgen der chronischen Nierenerkrankung einzudämmen, wird bei der Therapie derzeit primär auf Medikamente zurückgegriffen. Allerdings mehren sich die Hinweise, dass insbesondere bei Patienten im höheren Lebensalter durch eine Lebensstiländerung das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz verlangsamt werden könnte. Nun bekräftigt eine randomisierte klinische Studie die Annahme, dass ältere Patienten von einem moderaten Trainingsprogramm profitieren würden:

Die 1.199 Studienteilnehmer (Männer und Frauen zwischen dem 70. und 89. Lebensjahr), die im Alltag wenig körperliche Aktivität zeigten und die Zeit überwiegend sitzend verbrachten (weniger als 20 min Bewegung täglich bzw. < 125 min pro Woche) wurden in zwei Kohorten randomisiert. Die eine Gruppe erhielt Schulungen zur gesundheitsfördernden Lebensweise, das zweite Kollektiv unterzog sich zwei Jahre lang einer mäßig strapaziösen Sporttherapie. Das körperliche Training bestand aus:

Das Bewegungsprogramm wurde zunächst auf einem niedrigen Intensitätslevel gestartet. In den folgenden Wochen nahm das Ausmaß der Anstrengung zu, bis es individuell als anspruchsvoll, aber noch bewältigbar empfunden wurde.

Nach einem Beobachtungszeitraum von zwei Jahren zeigte sich, dass Sport die renale Funktion signifikant förderte: Zwar verschlechterte sich im Verlauf in beiden Studienkohorten die Nierenfunktion – weitaus mehr allerdings in der Gruppe ohne Trainingseinheiten. Die eGFRCysC (= Filtrationsrate gemessen auf der Basis von Cystatin C) sank bei Personen im Interventionsarm um fast 1 ml/min/1,73 m2 weniger als im Kontrollkollektiv.

Fazit für die Praxis

Auch wenn der Zusammenhang zwischen Sport und Nierenprotektion derzeit noch nicht verstanden wird, zeigen die vorliegenden Studiendaten, dass bereits ein etwas aktiverer Lebensstil bei Senioren eine Verschlechterung der renalen Funktion verzögern kann. Schon ein geringer Anstieg der täglichen Schrittzahl ist mit einer Verlangsamung des eGFRCysC-Abfalls und einer besseren Gesundheit der Nieren assoziiert. Zudem scheint die positive Wirkung mit dem Ausmaß der individuellen Anstrengung zuzunehmen. Hierbei muss aber beachtet werden, dass ältere Patienten die Intensität des Trainings nur langsam und im Rahmen ihrer persönlichen Grenzen steigern sollten.

Sich zu mehr Bewegung zu motivieren, ist für viele Patienten mit einer Nierenerkrankung nicht leicht. Hierbei kann der ärztliche Hinweis, dass die Nierenleistung signifikant von ein paar zusätzlichen Schritten und Kraftübungen profitiert, manche sicherlich zu mehr Aktivität animieren. Darüber hinaus ist auch die Verordnung von medizinischen Trainingseinheiten eine effektive Methode, Menschen im höheren Lebensalter bei der Integration von mehr Sport in den Alltag zu unterstützen und ihre Fitness zu fördern.

Quellen

Shlipak MG, Sheshadri A, Hsu F, et al. Effect of Structured, Moderate Exercise on Kidney Function Decline in Sedentary Older Adults: An Ancillary Analysis of the LIFE Study Randomized Clinical Trial. JAMA Intern Med. 2022;182(6):650–659. doi:10.1001/jamainternmed.2022.1449.