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Smoothies doch nicht gesund?

Einer neuen Studie zufolge haben Fruchtsäfte und Smoothies einen “unannehmbar hohen” Zuckergehalt. Wenn Sie Ihrem Kind das nächste Mal einen Smoothie statt einer Limonade anbieten, soll

Einer neuen Studie zufolge haben Fruchtsäfte und Smoothies einen “unannehmbar hohen” Zuckergehalt.

Wenn Sie Ihrem Kind das nächste Mal einen Smoothie statt einer Limonade anbieten, sollte Ihnen bewusst sein, dass dieser in den meisten Fällen circa 13 Gramm Zucker pro 100 ml enthält. Bereits ein einziger Smoothie deckt somit 50 Prozent bis 2/3 der täglich empfohlenen Zuckerzufuhr eines Kindes.

Eine neue Studie (DOI: 10.1136/bmjopen-2015-010330), die in der Online-Zeitschrift BMJ Open veröffentlicht wurde, beschreibt den Zuckergehalt von Fruchtgetränken, natürlichen Säften und insbesondere Smoothies als “unannehmbar hoch”.

Laut Zahlen von Yale Health konsumiert der durchschnittliche Amerikaner jeden Tag rund 22 Teelöffel von zugesetztem Zucker; für Jugendliche liegt die Zahl sogar bei fast 34 Teelöffeln. Eine einzige Dose gefüllt mit 350 ml Soda enthält bereits zehn Teelöffel Zucker.

Die American Heart Association (AHA) empfiehlt gegenwärtig eine Zuckerzufuhr von täglich nicht mehr als drei bis vier Teelöffel (tsp) für Kinder und fünf tsp für Jugendliche.

In Großbritannien plädiert der National Health Service in seinen Richtlinien für den Konsum von maximal 19 Gramm beziehungsweise knapp vier tsp für Kinder zwischen vier und sechs Jahren sowie 24 Gramm (knapp 5 tsp) im Alter von sieben bis zehn Jahren.

Da das allgemeine Bewusstsein bezüglich der Auswirkungen von gesüßten Getränken auf Körpergewicht und Karies recht hoch ist, greifen viele Menschen auf vermeintlich gesunde Alternativen wie Fruchtsäfte und Smoothies zurück.

Selbst Säfte mit 100 Prozent Fruchtgehalt sind nicht völlig unbedenklich

Aber auch Fruchtsaft mit 100 Prozent Fruchtgehalt ist nicht so unschuldig, wie es vielen Menschen erscheint. Die American Academy of Pediatrics (AAP) empfiehlt, Säuglingen unter sechs Monaten grundsätzlich keine Fruchtsäfte zu verabreichen. Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren sollten nicht mehr als 180 ml Saft pro Tag trinken – das entspricht in etwa dem Inhalt einer halben Tasse. Die empfohlene Menge für Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 18 Jahren liegt bei maximal 350 ml beziehungsweise einer bis zwei Tassen.

Forscher von der Universität Liverpool und der University of London in Großbritannien bewerteten im Rahmen einer Studie die Zuckergehalte von Fruchtsaftgetränken, 100 Prozent natürlichen Säften und Smoothies, die im Speziellen an Kinder gerichtet sind. Sie taten dies unter Verwendung der Angaben des Verpackungsetiketts. Der Zuckergehalt wurde in Gramm pro 100 Milliliter angegeben. Sie überprüften die Mengen an “freiem” Zucker bei 203 UK-Marken und Store-Markenprodukten, die alle eine Portionsgröße von etwa 200 ml hatten.

Freie Zucker umfassen Glucose, Fructose, Saccharose beziehungsweise Haushaltszucker, die vom Hersteller dem Produkt supplementiert wurden. Ebenfalls dazu zählen natürlich vorkommende Zucker in Honig, Sirup, Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten. Obwohl Fructose von Natur aus in Früchten vorkommt, kann sie, wenn als Getränk konsumiert, wie jeder andere Zucker auch, Karies verursachen.

Daneben gibt es auch eine Reihe anderer natürlich vorkommender Zucker, die in Früchten und Gemüsesorten zu finden sind. Allerdings werden sie vom Körper anders verstoffwechselt. Diese Kohlenhydrate wurden von den Wissenschaftlern nicht berücksichtigt.

Über 40 Prozent der Fruchtgetränke enthalten vier Teelöffel Zucker

Der Zuckergehalt in den untersuchten Getränken reichte von null bis 16 g pro 100 ml. Im Durchschnitt enthielten die Getränke sieben g pro 100 ml Saft. Das entspricht rund 1,5 tsp Zucker. Insgesamt war der Zuckergehalt von Smoothies signifikant höher als bei reinen Fruchtsäften.

Der durchschnittliche Zuckergehalt der 21 untersuchten reinen Fruchtsäfte lag bei 10,7 g pro 100 ml beziehungsweise etwas mehr als zwei tsp. Bei den 24 Smoothies waren es hingegen bis zu 13 g Zucker pro 100 ml oder etwas mehr als 2,5 tsp. Über 40 Prozent der Produkte enthielten ganze 19 g Zucker. Das entspricht vier tsp Zucker und somit der maximalen Tagesdosis, die für Kinder empfohlen wird.

Rund 78 analysierte Produkte enthielten kalorienfreie Süßungsmittel, wie Aspartam. Während diese allgemein als sicher gelten, geben viele Gesundheitsexperten zu bedenken, dass sie kontraproduktiv wirken, wenn es darum geht, die Geschmacksknospen der Kinder an eine weniger süße Diät zu gewöhnen.

Basierend auf ihren Erkenntnissen, empfehlen Studienautoren Folgendes:

• Fruchtsäfte, Fruchtsaftgetränke und Smoothies mit einem hohen Zuckergehalt, sollten nicht länger als eine der “fünf am Tag” Portionen gezählt werden

• Den Konsum von Obst als Ganzes und nicht als Saft

• Verdünnung von Fruchtsäften mit Wasser oder die Entscheidung für ungesüßte Säfte – außerdem sollten sie nur während der Mahlzeiten konsumiert werden

• Die Begrenzung der Zufuhr auf 150 ml pro Tag

• Hersteller sollten dazu aufgefordert werden, die unnötige Zuckerzugabe zu Fruchtgetränken, Säften und Smoothies einzustellen – falls erforderlich mit Hilfe von staatlichen Eingriffen.

Im Anbetracht der hohen Zuckergehalte in all diesen Fruchtprodukten stellt sich vielerorts die Frage, ob auch der Verzehr von Obst als Ganzes gedrosselt werden sollte. Simon Capewell, Leiter der Studie, beantwortete diese Frage mit einem klaren “nein”. Obst sei genau wie Gemüse sehr gut und wichtig für unsere Gesundheit. Das Forscherteam empfiehlt dementsprechend einen unbegrenzten Obst- und Gemüsekonsum.

Ganze Früchte haben einen höheren Fasergehalt als Saft. Sie zu essen dauert länger, ist befriedigender und es gibt Anzeichen dafür, dass der Körper sie in einer effektiveren Art und Weise verstoffwechselt als in Form von Säften.

Eine Limitation der Studie stellt die Tatsache dar, dass die Forscher nur Produkte untersucht haben, die in Supermärkten erhältlich sind. Es ist deshalb gut möglich, dass es anderswo Alternativen mit einem geringeren Zuckergehalt gibt.

Text: esanum/ pvd

Foto: trubavin / Shutterstock