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Smartphones können implantierte kardiologische Geräte stören

Patienten mit Implantaten am Herzen müssen bei der Nutzung von Smartphones besonders aufpassen. Eine neue Studie empfiehlt, dass Menschen mit implantierten Geräten wie Schrittmachern und Defibrilla

Patienten mit Implantaten am Herzen müssen bei der Nutzung von Smartphones besonders aufpassen.

Eine neue Studie empfiehlt, dass Menschen mit implantierten Geräten wie Schrittmachern und Defibrillatoren achtsam mit ihren Smartphones sein sollten, da diese bei Nähe zu dem kardiologischen Gerät die Funktion des Implantats stören, oder schmerzhafte Schocks provozieren können.

“Schrittmacher können die Störausstrahlung der Smartphones detektieren und diese fälschlicherweise als ein Signal des Herzens deuten und somit ihre Tätigkeit einstellen,” erklärt der Studienautor Dr. Carsten Lennerz vom Deutschen Herzzentrum München. “Dies führt zu einer Unterbrechung des Herzrhythmus und möglicherweise zu einer Synkope.”

Implantierbare kardiologische Geräte werden häufig eingesetzt. Einer Studie zufolge haben in den USA in den Jahren 1993 bis 2009 circa 2,9 Millionen Patienten einen permanenten Schrittmacher eingepflanzt bekommen.

“Bei implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICDs) wird das externe Signal für eine lebensbedrohliche ventrikuläre Tachyarrhythmie gehalten, woraufhin der ICD einen schmerzhaften Schock abgibt”, sagt Dr. Lennerz.

Für die Studie haben die Wissenschaftler beobachtet, ob der empfohlene Sicherheitsabstand zwischen Schrittmachern oder ICDs und Handys von 15-20cm auch mit der neuesten Generation von Handys und kardiologischen Geräten noch relevant ist.

Die derzeitigen Empfehlungen wurden von den Herstellern der Geräte und Institutionen gemacht und beziehen sich auf Studien von vor ca. zehn Jahren, die sich auf den Schrittmacher fokussiert haben. Seit diesen Studien hat sich die Technologie auf beiden Seiten drastisch weiterentwickelt.

Für die Studie haben die Ärzte 308 Patienten beobachtet, 147 mit Schrittmacher und 161 mit ICDs. Die Patienten wurden den Störausstrahlungen von drei modernen Mobiltelefonen ausgesetzt. Die Handys wurden dabei direkt auf die Haut über dem implantierten Gerät gesetzt.

Die Forscher haben dabei die Effekte aller Aktionen der Mobiltelefone auf die Schrittmacher und ICDs analysiert, wie eine Verbindung herstellen, Anrufen, Sprechen und eine Verbindung abbrechen. Die Anrufe wurden über verschiedene Mobilfunknetze getätigt und unter verschiedenen Frequenzen.

Es wurden über 3400 Tests durchgeführt und die potenziellen Interferenzen wurden mit einem EKG aufgenommen. Von den 308 getesteten Patienten kam es nur bei einem Probanden (0,3% der Teilnehmer) zu Störungen des ICDs durch die Störausstrahlung des Smartphones. Der Patient hatte einen MRT-kompatiblen ICD, der die Störausstrahlung von zwei herkömmlichen Smartphones als kardiales Signal missinterpretierte. Auch wenn die Studie nur eine sehr seltene Störung durch die Smartphones finden konnte, glauben die Autoren, dass es sinnvoll wäre, sich an die derzeitigen Sicherheitsempfehlungen zu halten: “Patienten mit implantierten kardiologischen Geräten können Smartphones benutzen, sollten diese aber nicht direkt über das Gerät halten. Es wäre gut, das Handy nicht in der Brusttasche aufzubewahren“.

Text: esanum /ab