Vorgestellt wurden diese Erkenntnisse auf dem American Society of Human Genetics (ASHG) 2015 Annual Meeting in Baltimore.
“Laut unseres Wissens, ist das das erste Beispiel eines voraussagenden Modells der sexuellen Orientierung, basierend auf molekulare Marker“, so Tuck C. Ngun, Postdoktorand und Hauptautor, David Geffen School of Medicine an der UCLA.
Über die in der DNA enthaltende genetische Information hinaus, untersuchten die Wissenschaftler DNA-Methylierungsmuster, eine molekulare Modifikation der DNA, darauf, wann und in welchem Ausmaß ein Gen formuliert ist. Analysiert wurden paarweise die Genome von männlichen Zwillingen, die identisch waren. Identische Zwillinge wiesen genau die gleiche genetische Sequenz auf, Umweltfaktoren führten allerdings zu Unterschiede darin, wie die DNA methyliert, also wie sich die Grundbausteine der Erbsubstanz einer Zelle chemisch verändert haben. Daher konnten die Forscher genetische Unterschiede kontrollieren und den Methylierungseffekt aus den Ergebnissen herauslesen. Insgesamt umfasste die Studie 37 Zwillings-Paare, bei denen jeweils der eine Zwilling homosexuell und der andere Zwilling heterosexuell war, sowie 10 Zwillings-Paare, bei welchen jeweils beide Zwillinge homosexuell waren.
“Dass wir Zwillinge untersuchten, war eine große Herausforderung, weil die DNA-Methylierung eine hohe Korrelation aufwies”, erklärte Dr. Ngun. Nach ersten Analysen verfügten die Wissenschaftler über 400.000 zu untersuchende Datenpunkte. “Die hohe Korrelation und die große Datenmenge haben es erschwert, die Unterschiede zwischen den Zwillingen zu ermitteln, die für die sexuelle Orientierung wichtige Information zu bestimmen, und festzulegen, welcher Ansatzpunkt Voraussagen machen kann”, fügte er hinzu.
Dr. Ngun machte mit seinen Kollegen von einem maschinell lernenden Algorithmus FuzzyForest Gebrauch, um die Datenmenge zu analysieren. Dabei stellte sich heraus, dass sich Methylierungsmuster in neun kleinen Regionen, verteilt über das Genom, als Indikator erwiesen, die sexuelle Orientierung der Probanden mit einer Richtigkeit von 70% zu bestimmen.
“Vorherige Studien haben weitere Chromosomenregionen entdeckt, die für die sexuelle Orientierung in Frage kamen, wir sind aber nun in der Lage, die Bereiche bis auf die Basis zu definieren”, so Dr. Ngun. Er fügte noch hinzu, dass es noch weiterer Forschung bedarf um zu erklären, wie DNA-Methylierung in diesen Regionen mit der sexuellen Orientierung assoziiert ist. Derzeit testen die Forscher die Richtigkeit des Algorithmus in der männlichen Allgemeinbevölkerung.
“Sexuelle Anziehung ist ein ganz grundlegender Bestandteil des Lebens, allerdings wissen wir auf genetischer und molekularer Ebene nicht viel darüber. Ich hoffe dass diese Forschung dazu beiträgt, dass wir uns selbst besser verstehen und auch einen Erklärungsansatz dazu leistet, warum wir so sind, wie wir sind”, gab Dr. Ngun bekannt.
Text: esanum/ df
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