Ein bayerischer Eierproduzent steht im Verdacht, einen europaweiten Salmonellen-Ausbruch mit zwei Toten und Hunderten Erkrankten verursacht zu haben. Die Staatsanwaltschaft Regensburg prüft nach eigenen Angaben, ob die Firma Bayern-Ei im vergangenen Jahr “gefährliche Lebensmittel in den Verkehr gebracht hat”. Tierschützer kritisierten, das Unternehmen halte sämtliche Hennen in Kleingruppenkäfigen. Derweil prangerte die Verbraucherorganisation Foodwatch am Donnerstag Missstände auch in der Bio- und Freiland-Haltung an.
Oberstaatsanwalt Theo Ziegler betonte, bislang lägen keine gesicherten Erkenntnisse vor, dass durch die Eier aus dem Betrieb im niederbayerischen Aiterhofen Menschen zu Schaden gekommen seien. Sollte sich der Verdacht jedoch erhärten, würden die Ermittlungen auf fahrlässige Tötung ausgeweitet. Am Dienstag wurden Geschäftsräume des Unternehmens durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Von der Firma Bayern-Ei gab es zunächst keine Stellungnahme.
Salmonellen sind Bakterien, die auf den Menschen meist durch Verzehr von rohem Fleisch, Fisch oder Eiern übertragen werden. Symptome sind starker Durchfall und hohes Fieber. Bei älteren und immungeschwächten Menschen kann die Infektion tödlich verlaufen.
Nach einem Bericht von Bayerischem Rundfunk (BR) und Süddeutscher Zeitung waren im Juli 2014 aus dem Ausland Salmonellen-Warnungen beim Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) eingegangen. Die Behörden hätten zögerlich reagiert, mutmaßlich verseuchte Eier seien zunächst nicht zurückgerufen worden. Das LGL wies die Vorwürfe zurück und betonte, für eine öffentliche Warnung vor Eiern aus dem betroffenen Betrieb habe es in Bayern zu keinem Zeitpunkt die fachlichen und rechtlichen Voraussetzungen gegeben.
Bayern-Ei hält nach BR-Informationen etwa eine Million Hühner an vier Standorten in Deutschland. Der Deutsche Tierschutzbund erklärte, der Salmonellen-Verdacht belege, dass die Haltung in Kleingruppenkäfigen weder tierschutzkonform noch hygienisch sei. In solchen Käfigen leben laut Foodwatch bis zu 60 Hennen äußerst beengt auf Gitterböden. Auf einen Quadratmeter kommen demnach mehr als zwölf Tiere.
Der Report der Verbraucherorganisation kommt darüber hinaus zu dem Schluss, dass Legehennen auch in anderen Betrieben oft nicht artgerecht gehalten werden. “Auch ein Bio- oder Freiland-Ei kann von einer kranken, leidenden Henne stammen”, sagte Foodwatch-Expertin Luise Molling bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. Die Tiere seien in allen Haltungsformen auf maximale Leistung gezüchtet, das mache sie anfällig für Krankheiten und Verhaltensstörungen.
“Federpicken und Kannibalismus sind weit verbreitet”, stellt der Report fest. Studien mehrerer Universitäten zeigen demzufolge außerdem, dass etwa jede zweite Henne Brustbeinschäden habe. Weil die Legeleistung von anfangs 27 Eiern im Monat schnell nachlasse, würden die Hennen üblicherweise bereits nach 15 Monaten geschlachtet.
Foodwatch fordert deshalb gesetzliche Vorgaben und Kontrollen im Betrieb. So müssten etwa Gefiederzustand, Kammfarbe, Parasitenbefall und Sterblichkeitsrate systematisch erfasst und alle Ergebnisse öffentlich gemacht werden. Wer dauerhaft gegen die Vorgaben verstößt, darf nach den Vorstellungen der Organisation seine Eier nicht vermarkten und verliert schlimmstenfalls die Lizenz.
Text: dpa /fw