Nach dem Mord an einer Mitarbeiterin wird das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Afghanistan eine große Einrichtung für körperlich behinderte Menschen und Kriegsversehrte wiedereröffnen. Das Orthopädiezentrum im nordafghanischen Masar-i-Scharif werde in den kommenden Tagen nach und nach wieder für Patienten zugänglich gemacht, sagte die Sprecherin des IKRK in Kabul, Andrea Catta Preta, am Mittwoch.
Vor sechs Wochen hatte dort ein Patient eine spanische Therapeutin erschossen. Islamisten hatten zudem seit Jahresanfang sechs weitere IKRK-Mitarbeiter getötet und einige entführt. Das Rote Kreuz, das seit Jahrzehnten in Afghanistan aktiv ist, hatte daraufhin im Oktober zum ersten Mal entschieden, seine Präsenz im Land stark zu verkleinern. Zwei Büros in Nordafghanistan wurden zusätzlich zu dem bereits geschlossenen Orthopädiezentrum dichtgemacht.
Man habe aber in Masar "keine Hinweise auf eine breitere Gefährdungslage gefunden", sagte Preta. Nach Medienberichten hatte der Patient aus persönlichen Motiven geschossen und nicht, weil er von Islamisten auf das Zentrum angesetzt worden war. Preta wollte das nicht kommentieren. Die Büros in den nordafghanischen Provinzen Fariab und Kundus blieben geschlossen. Neun andere sind weiter aktiv.
Das Rote Kreuz hat lange bei allen Konfliktparteien im Land einen besonderen Schutzstatus genossen. Bis 2017 gab es nur wenige Anschläge. Bisher hatte es etwa 2000 Mitarbeiter und arbeitet in den Bereichen Gesundheitsfürsorge, Menschenrechte und Nothilfe.