Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Karolinska Institutes weist der Antibabypille einen Schutz vor rheumatoider Arthritis zu. Diese Präventionsstrategie könnte schon bald die Wissenschaft revolutionieren.
Wer unter der rheumatoiden Arthritis leidet, hat mit gravierenden Gelenkschmerzen zu kämpfen. Nicht selten ist dies mit einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität verbunden. In Deutschland sind schätzungsweise 800.000 Menschen von dieser entzündlich-rheumatischen Erkrankung betroffen. Frauen erkranken an diesem Syndrom dreimal häufiger als Männer. Einige Studien führen diesen Geschlechterunterschied auf hormonelle und reproduktive Faktoren zurück. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Forschung vor allem daran interessiert ist, Präventionsstrategien für Frauen zu entwickeln.
Wissenschaftler des Karolinska Institutes haben den Gedanken vorangegangener Untersuchungen nun weiter ausgeführt und an den Hormonhaushalt der Frau angeknüpft. Im Zuge dessen erforschten sie den Einfluss der Antibabypille auf das Risiko für rheumatoide Arthritis. Der Probandenpool umfasste über 6.500 Frauen, die 18 Jahre alt oder älter waren. Rund 2.500 Teilnehmerinnen wurde vorab rheumatoide Arthritis diagnostiziert, 4.000 Probandinnen bildeten die Kontrollgruppe. Die Blutproben der Studienteilnehmerinnen wurden auf sogenannte anti-citrullinierte Protein Antikörper (ACPAs) untersucht, mit dem Hintergrundwissen, dass Patienten der rheumatoiden Arthritis in 90 Prozent der Fälle diese Art von Antikörper aufweisen.
Die Studienergebnisse ergaben, dass die Antibabypille das Potenzial hat, dem Risiko für rheumatoide Arthritis entgegenzuwirken. Teilnehmerinnen, die die Pille zu dem Untersuchungszeitpunkt einnahmen, hatten ein um 15 Prozent geringes Erkrankungsrisiko. Wer in seiner Vergangenheit auf dieses sehr verbreitete Verhütungsmittel zurückgriff, hat sein Risiko um 13 Prozent reduziert. Die magische Zahl der Studienergebnisse war jedoch die sieben; Probandinnen, die seit sieben Jahren von der Antibabypille Gebrauch machten, verringerten ihr Risiko für die entzündlich-rheumatische Erkrankung um 19 Prozent.
Die Studienautoren sind sehr euphorisch in der Bewertung ihrer Ergebnisse. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Ursachenforschung in den Kinderschuhen steckt und sich die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen dementsprechend als problematisch erweist. Der von den Wissenschaftlern gefundene Zusammenhang erscheint in der Tat vielversprechend und belastbar. Allerdings blenden die Autoren Negativeffekte der Antibabypille aus. Dass diese Art der Verhütung in den Hormonhaushalt der Frau eingreift sowie das Risiko für Thrombose und Depressionen erhöht, wurde in diversen Studien unlängst belegt.
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