Jedes Jahr sterben schätzungsweise 100.000 Frauen an übermäßig starken Blutungen während oder nach der Geburt. Eine internationale Studie, veröffentlicht in The Lancet, beschreibt nun eine Methode, wie mithilfe von Tranexamsäure die Sterberate um über 30 Prozent gesenkt werden kann.
Nachgeburtsblutungen sind weltweit die häufigste Todesursache bei Müttern während oder kurz nach der Entbindung. Nicht selten treten so starke Komplikationen auf, dass das Leben der Mutter nur durch einen Eingriff, wie etwa die Entfernung der Gebärmutter, gerettet werden kann. In solchen Fällen kann Tranexamsäure helfen, Blutungen zu stoppen und Leben zu retten.
Tranexamsäure gehört zu den ε-Aminocarbonsäuren und wurde in den frühen 1960er Jahren von dem japanischen Forscherpaar Utako und Shosuke Okamoto synthetisch entwickelt. Allerdings war damals niemand bereit, eine repräsentative, klinische Studie dazu durchzuführen. So fand sich stattdessen ein Pharmaunternehmen, welches den Wirkstoff zur Behandlung von starken Regelblutungen einsetzte.
Nun zeigt eine Studie unter Leitung der London School of Hygiene and Tropical Medicine, dass der Einsatz von Tranexamsäure die Sterberate insgesamt um 20 Prozent, und bei Verabreichung des Wirkstoffs innerhalb von drei Stunden nach der Geburt, um bis zu 31 Prozent senkt. Für die Untersuchung wurde mit 193 Krankenhäusern – hauptsächlich in Asien und Afrika – zusammengearbeitet. Professor Utako Okamoto verstarb im Alter von 98 Jahren, kurz nachdem die 20.000ste Patientin für die Studie registriert wurde.
“Wir haben hier ein Mittel entdeckt, das kostengünstig ist und mit nur einer einzigen Spritze verabreicht werden kann“, freut sich Dr. Ian Roberts vom Forschungsteam, “Das sollte auf der ganzen Welt Anwendung finden, um die Sterblichkeit zu verringern.“ Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO kündigte an, den Einsatz von Tranexamsäure in ihren Empfehlungskatalog aufzunehmen. Doch Roberts weiß auch, dass es noch viele Schritte zu gehen gilt, um die neue Behandlungsmethode weltweit zu etablieren. Die Verteilung an die Krankenhäuser sei eine große Herausforderung.
Zur Veröffentlichung ihrer Studie erinnern sich die britischen Forscher, wie sie zu Beginn Frau Okamoto in Japan besucht hatten. Seit jeher war sie überzeugt: “Ich weiß, dass es wirkt. Auch ohne eine Studie habe ich es immer gewusst. Das ist eine gute Sache.“
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