Im Notfall sind sie schnell zur Stelle: Rettungsdienste und ihr medizinisches Personal. Doch es wird immer schwieriger, genug Leute für den Job zu begeistern. Das liegt auch an einer neuen Ausbildung.
Rettungsdienste in Sachsen-Anhalt haben es immer schwerer, genug Personal zu finden. "Wir haben jedes Jahr eine Fluktuation von 10 bis 20 Prozent", berichtete Sven Baumgarten, Geschäftsführer der Landesrettungsschule in Halle. Konkret bedeutet das: Von 100 Mitarbeitern hängen jährlich bis zu 20 den Job im Rettungsdienst an den Nagel. Die Rettungsschule gehört je zur Hälfte dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB).
Gründe für die hohe Fluktuation sieht Baumgarten vor allem in der zunehmenden Belastung für die Mitarbeiter. Es gebe immer mehr übergewichtige und damit schwere Patienten, oft in Wohnungen in oberen Etagen ohne Aufzug. "Die gesundheitliche Belastung ist hoch". Hinzu kämen belastende Erlebnisse. "Das reicht vom Kindstod bis zum schweren Verkehrsunfall", sagte Baumgarten.
Ein weiteres Problem hat mit der alternden Gesellschaft zu tun. Immer häufiger müssen von den Rettungsdiensten chronisch Kranke versorgt werden. "Viele rufen auch die 112, weil sie keinen Termin beim Facharzt bekommen", berichtete Baumgarten. Das sorge für Unzufriedenheit bei vielen Rettungsdienst-Mitarbeitern. In der Folge wechselten immer wieder Beschäftigte in andere Berufe.
Verschärft wird die Situation derzeit durch eine Umstellung der Ausbildung. Rettungsassistenten heißen künftig Notfallsanitäter, die Lernzeit verlängert sich auf drei Jahre. "Die letzten Rettungsassistenten haben 2013 die Schule verlassen, die ersten Notfallsanitäter sind erst 2018 fertig", sagte DRK-Landesgeschäftsführer Carlhans Uhle. Dadurch entstehe eine Lücke. Immerhin gibt es eine Zusatzausbildung, mit der sich Rettungsassistenten zum Notfallsanitäter qualifizieren können - laut Baumgarten gibt es deshalb bereits rund 350 Notfallsanitäter im Land.
Er befürchtet jedoch ein weiteres Problem. Notfallsanitäter gelten als medizinische Fachkräfte - sie dürfen daher auch in Krankenhäusern arbeiten, etwa in der Notaufnahme. Zahlreiche ausgebildete Notfallsanitäter könnten dem Rettungsdienst verloren gehen, weil die Arbeit in der Klinik weniger belastend sei. Uhle geht davon aus, dass rund ein Drittel der derzeit in der Ausbildung befindlichen Notfallsanitäter später nicht im Rettungsdienst arbeiten werden.
Hinzu kommt in manchen Regionen eine Abwanderung in andere Bundesländer, vor allem in Richtung Westen. Dort sei die Bezahlung häufig besser. Doch man habe vorgesorgt, sagte Uhle. Ab 2018 gebe es für die Mitarbeiter im Rettungsdienst zehn Prozent mehr Geld.
An der Landesrettungsschule können jährlich rund 75 Notfallsanitäter ihre Ausbildung beginnen. Nicht zu verwechseln ist der Beruf mit dem des Rettungssanitäters, der ebenfalls an der Schule ausgebildet wird. Diese sind die Fahrer des Rettungswagens, sie unterstützen den medizinisch besser geschulten Notfallsanitäter.