Bei hohem Blutdruck werden meist mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung als Ursachen in Betracht gezogen. Eine neue Studie bringt zutage, dass unsere Haut eine entscheidende Rolle bei der Blutdruckregulierung spielen könnte. Bei einer Mausstudie haben Forscher entdeckt, dass die Haut auf Sauerstoffwerte in der Umwelt reagiert, was den Blutdruck beeinflusst.
Rund 75 Millionen Erwachsene in den Vereinigten Staaten sind von Bluthochdruck betroffen. Die Krankheit entsteht, wenn Blut mit zu viel Kraft gegen die Arterienwände drückt. Das kann die Arterien beschädigen, was wiederum das Risiko für einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzkrankheit erhöht. Hauptrisikofaktoren sind Übergewicht, wenig Bewegung und eine schlechte Ernährung. Doch laut Prof. Johnson von der University of Cambridge und seinem Team treten viele Bluthochdruckfälle ohne bekannte Ursache auf.
"Der Großteil der Forschung in diesem Bereich", sagt Prof. Johnson, "konzentriert sich auf die Rolle, die Organe wie Gehirn, Herz und Nieren spielen und daher wissen wir nur wenig darüber, welche Rolle andere Organe spielen." Laut den Forschern haben vorherige Studien gezeigt, dass der Blutfluss ins Gewebe steigt, wenn zu wenig Sauerstoff vorhanden ist und dass das an der Präsenz einer Proteinfamilie namens HIF liegt.
Mit ihrer Studie wollten Prof. Johnson und seine Kollegen herausfinden, wie Sauerstoffmangel den Blutfluss in der Haut beeinflusst und ob sich das auf den Blutdruck auswirkt. Um zu ihren Ergebnissen zu kommen, experimentierte das Team mit Mäusen, die gentechnisch so verändert wurden, dass ihnen verschiedene HIF-Proteine in der Haut fehlten. Die Mäuse wurden dann geringen Sauerstoffwerten oder Hypoxie ausgesetzt. Ihre Hauttemperatur, der Blutdruck und der Pulsschlag wurden in Reaktion auf diese Bedingungen aufgezeichnet und im Anschluss mit denen der gesunden Nagetiere verglichen. Das Team stellte fest, dass die Mäuse, denen entweder HIF-1-Alpha- oder HIF-2-Alpha-Proteine in der Haut fehlten, eine veränderte Reaktion auf geringe Sauerstoffwerte zeigten. Genauer gesagt erlebten die Mäuse, die weniger HIF-1-Alpha oder HIF-2-Alpha-Proteine hatten, einen deutlichen Anstieg der Hauttemperatur, des Pulsschlags und des Blutdrucks und ihre körperliche Aktivität nahm ab.
Die Studie deckte auch einige interessante Ergebnisse in Bezug auf die Körperreaktion auf geringe Sauerstoffwerte gesunder Mäuse auf. Die Forscher fanden heraus, dass Blutdruck und Pulsschlag bei den gesunden Mäusen innerhalb von zehn Minuten, in denen Sauerstoffmangel herrschte, anstiegen, bevor sie für bis zu 36 Stunden unter die normalen Werte sanken. 48 Stunden nach der Belastung durch geringe Sauerstoffversorgung wurden sowohl Blutdruck als auch Pulsschlag der gesunden Nagetiere wieder normal. Ein Mangel an HIF und anderen Proteinen, die mit Hypoxie verbunden werden, in der Haut beeinflussten also den Punkt, an dem der Pulsschlag und der Blutdruck anfingen anzusteigen, und auch wie lange sie erhöht blieben.
Der Erstautor der Studie Dr. Andrew Cowburn sagt, dass die Ergebnisse zeigen, dass die Reaktion der Haut auf geringe Sauerstoffwerte einen erheblichen Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem haben könnte. Da die Haut das größte Organ des Körpers ist, merkt Prof. Johnson an, dass ihre Rolle bei der Blutdruckregulierung nicht überraschend kommen dürfte. "Das legt nahe, dass wir auch andere Organe und Gewebe im Körper betrachten sollten, um zu sehen, ob sie ebenfalls beteiligt sind", fasst er abschließend zusammen.