Mehr Pflege - höhere Kosten: Die Umstellung der Pflege treibt im Wahljahr die Kosten in die Höhe. Die Finanzreserve dürfte schmelzen.
Die jüngste Pflegereform in Deutschland lässt die Ausgaben der Pflegeversicherung stark ansteigen. Allein im ersten halben Jahr wuchsen die Ausgaben der Pflegekassen um rund 5,5 Milliarden Euro auf 20,8 Milliarden Euro, wie eine Sprecherin des Kassen-Spitzenverbands am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin mitteilte. Im gesamten vergangenen Jahr verzeichnete die Pflegeversicherung Ausgaben von 29,7 Milliarden Euro.
Durch die seit Jahresbeginn wirkende Pflegereform bekommen in diesem Jahr rund 200 000 Menschen Pflegeleistungen, die sonst leer ausgegangen wären. Besser berücksichtigt werden Beeinträchtigungen von Wahrnehmung und Erinnerung etwa bei Demenz oder Probleme in der Alltagsbewältigung. Die Kostensteigerungen kommen deshalb in der Tendenz nicht überraschend.
In diesem Jahr erwartet der Verband nach einer bereits seit Längerem vorliegenden Schätzung steigende Ausgaben von deutlich über 37 Milliarden Euro. Dem stehen geschätzte Einnahmen von nur rund 34 Milliarden Euro gegenüber. Das Defizit soll aus den bestehenden Rücklagen der Pflegeversicherung von rund 9,4 Milliarden Euro ausgeglichen werden.
Die DAK-Gesundheit teilte mit, dass bei ihr die Ausgaben für Pflegeleistungen durch die Reform im ersten Halbjahr um ein Fünftel gestiegen seien. "Es handelt sich um die weitreichendste Reform seit Einführung der Pflegeversicherung vor mehr als zwei Jahrzehnten", sagte DAK-Chef Andreas Storm.