Bund und Länder haben eine Reform des Medizinstudiums beschlossen. Im Südwesten kommen die Änderungen gut an. Es gibt dazu aber noch Ideen.Regierung und Krankenkassen im Südwesten halten die Reform des Medizinstudiums im Kampf gegen fehlende Landärzte für den richtigen Schritt.
Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) bezeichnete den Beschluss am Samstag als "echten Durchbruch", um gute medizinische Versorgung flächendeckend gerade auch im ländlichen Raum anbieten zu können. "Die Patienten wollen zu Recht hochmoderne Medizin und Pflege nah an ihrem Wohnort – der Masterplan greift genau diese Punkte auf."
Bund und Länder hatten am Freitag den "Masterplan Medizinstudium 2020" beschlossen, um dem Mangel an Landärzten entgegenzuwirken. Um mehr Landärzte zu gewinnen, soll den Ländern die Einführung einer Quote ermöglicht werden. Sie können dann bis zu zehn Prozent der Medizinstudienplätze vorab an Bewerber vergeben, die sich im Gegenzug verpflichten, für bis zu zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung in unterversorgten oder davon bedrohten ländlichen Regionen tätig zu sein. Hochschulen sollen bei der Auswahl neben der Abiturnote zudem mindestens zwei weitere Kriterien anwenden.
Die Abiturnote dürfe nicht mehr das Hauptkriterium für den Eintritt in das Studium sein, sagte AOK-Landeschef Christopher Hermann der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. "Wir müssen wegkommen von dem Einser-Schnitt, da muss noch mehr rein." Soziale Kompetenz sei ebenso wichtig wie das Beherrschen von Formeln.
Ehrenamtliches Engagement sollte bei der Bewerbung stärker einbezogen werden, betonte Hermann. "So könnte zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Pflegepraktikum als Zulassungskriterium stärker berücksichtigt werden." Derzeit werden je 20 Prozent der Studienplätze in der Humanmedizin an die Bewerber mit den besten Abiturnoten und Bewerber mit Wartezeiten vergeben. 60 Prozent kommen über Auswahlverfahren der Hochschulen in das Studium.
Hermann schlug auch verpflichtende Praxisphasen bei Hausärzten im Studium vor, damit die Mediziner in spe die Versorgung vor Ort kennenlernen und sich für diese Tätigkeit interessieren.
"Mit dem Masterplan Medizin stoßen wir wichtige Reformen in der Ärzteausbildung an, insbesondere mehr Praxisnähe und die Stärkung der Allgemeinmedizin", erklärte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) am Sonntag. "Mit der Einrichtung von zusätzlichen Professuren für Allgemeinmedizin geht Baden-Württemberg wesentliche Maßnahmen des Plans bereits kraftvoll an." Eine entsprechende Professur in Tübingen ist demnach bereits besetzt, in Ulm läuft die Besetzung, in Freiburg wird die Professur derzeit eingerichtet.