Demente Patienten machen den Pflegekräften in Heimen viel Arbeit. Patientenschützer bemängeln nun, dass die Kranken häufig mit Medikamenten ruhig gestellt würden - die teils mehr Schaden anrichten als nutzen.
Patientenschützer haben den Einsatz von Antidepressiva und Beruhigungsmitteln in Pflegeheimen kritisiert. "Zwei Drittel der Demenzkranken werden in Pflegeheimen mit Psychopharmaka ruhiggestellt", erklärte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur. "Für die meisten Heimbewohner ist das äußerst schädlich." Am Mittwoch will die Krankenkasse AOK einen Bericht zur Verschreibung von Psychopharmaka in Pflegeheimen vorstellen.
Fixierungen lehnten die meisten Pflegekräfte heute zwar ab, erklärte Brysch weiter. Nun übernähmen zunehmend Psychopharmaka die Rolle, den Patienten ruhig zu halten. Deswegen hätten Ärzte und Mitarbeiter aber kein Schuldbewusstsein. "Das ist Freiheitsberaubung. Gleichzeitig wird das Empfinden von Freude und Trauer unterdrückt."
Zu hohe Dosierungen der Medikamente machten die Patienten zudem zusätzlich krank. Sie stürzten oder erlitten Schlaganfälle. "Statt ruhigstellender Mittel brauchen wir Ergotherapie, körperliche Aktivität und individuelle Beschäftigung", forderte Brysch. Aber dafür fehlten Pflegekräfte.
Auch der Präsident des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, bemängelte einen Personalmangel. Wenn die Mitarbeiter in den Heimen überlastet seien, bestehe die Gefahr, dass Patienten häufig fixiert und ruhiggestellt würden, sagte er. "Das ist ethisch und moralisch nicht vertretbar. Wenn man menschenwürdige Pflege will, dann braucht man gutes, motiviertes Personal in ausreichender Anzahl." Damit könne die eine oder andere Medikation überflüssig werden.