Ein Chefarzt soll in Bamberg Patientinnen und Mitarbeiterinnen betäubt und sexuell missbraucht haben – seit Dienstag steht er deswegen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Spezialisten für Gefäßchirurgie Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und gefährliche Körperverletzung vor. Der Prozessauftakt vor dem Landgericht Bamberg verzögerte sich um fast eine Stunde, da einer der Verteidiger des Angeklagten sich verspätete.
Im vergangenen Sommer waren die Vorwürfe ans Licht gekommen. Das Klinikum Bamberg kündigte dem ehemals angesehenen Mediziner daraufhin. Dieser hatte erklärt, nur medizinisch plausible Untersuchungen ohne sexuelle Motivation vorgenommen zu haben. Zwölf mutmaßliche Opfer treten als Nebenklägerinnen auf. Vier von ihnen waren auch am Dienstag im Gerichtssaal dabei.
Laut Anklage hat der 49-Jährige junge Frauen im Klinikum ohne deren Wissen betäubt. Diesen Zustand habe er dann ausgenutzt, “um sich sexuell an ihnen zu vergehen”. Dabei soll er auch den Intimbereich der Frauen fotografiert und gefilmt haben.
Eine Medizinstudentin hatte den Fall ins Rollen gebracht: Unter dem Vorwand einer Studie, die nach Auffassung der Staatsanwaltschaft nie existierte, soll der Arzt sie missbraucht haben. Erinnern könne sich die junge Frau an nichts, da sie betäubt worden sei. Der Mediziner habe dagegen gesagt, er spritze lediglich Kontrastmittel. Die Studentin wurde wegen ihrer Erinnerungslücken stutzig und ließ ihr Blut untersuchen. Dabei wurde das betäubende Medikament nachgewiesen.
Das jüngste mutmaßliche Opfer war zum Tatzeitpunkt laut Anklage 17 Jahre alt. Die Frau war zuvor wegen einer Erkrankung des Beckens im Klinikum Bamberg behandelt worden, der damalige Chefarzt soll sie am frühen Abend erneut zu einer Untersuchung gebeten haben.
Text und Foto: dpa /fw