Wer keine Apotheke in der Nähe hat, soll seine Rezepte digital übermitteln und sich den Weg sparen können. Ein Pilotprojekt mit einem speziellen Automaten ist auf einem guten Weg, sagen die Initiatoren. Nachahmer gibt es auch schon.
Ein gutes halbes Jahr ist die erste digitale Rezeptsammelstelle in Baden-Württemberg online - und hat sich nach Ansicht des Apothekerverbandes seither durchaus bewährt. "Das Gerät läuft störungsfrei, es gab keine technischen Schwierigkeiten", sagte Verbandssprecher Frank Eickmann. An dem Automaten im kleinen Ort Neidlingen (Kreis Esslingen), der ein wenig wie ein Geldautomat aussieht, können Patienten ihre Rezepte, die sie vom Arzt bekommen, einscannen. Die Informationen werden an eine Apotheke übermittelt, die die Arzneimittel dann nach Hause liefert.
Knapp 100 Rezepte seien bislang auf diesem Wege verarbeitet worden, sagte Eickmann, also etwas weniger als eins pro Arbeitstag. Bestimmte Erwartungen oder Vorgaben habe man mangels Vergleichswerten nicht gehabt. Das Pilotprojekt, das es so ähnlich auch im Saarland gibt, ist auf zwei Jahre angelegt. Hintergrund ist, dass es in manchen kleinen Orten zwar noch einen Arzt oder zumindest hin und wieder Sprechstunden gibt, aber der Weg zur nächsten Apotheke sehr weit ist.
Im Nordosten Baden-Württembergs hat das Projekt laut Eickmann bereits Schule gemacht. In Hundheim, einem Ortsteil von Kühlsheim im Main-Tauber-Kreis, sei Anfang Juni ein zweites Gerät aufgestellt worden, sagte er.
Herkömmliche Rezeptsammelstellen hatte es auch dort bisher schon gegeben, allerdings funktionieren die wie ein Briefkasten. Das heißt: Die zuständige Apotheke muss den Kasten erst leeren, die Rezepte bearbeiten und kann dann erst die Medikamente zustellen. Der digitale Weg soll Zeit sparen.
Auch eine Smartphone-Variante gibt es schon, die nach dem selben Prinzip funktioniert wie die digitale Sammelstelle: Rezepte einscannen oder abfotografieren, an die Apotheke übermitteln und Medikament gegen Vorlage des Original-Rezepts an der Haustür in Empfang nehmen. Auch dafür hätten die am Projekt beteiligten Apotheken in den vergangenen Monaten deutlich mehr Nutzer gewinnen können, sagte Eickmann.