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Praxispersonal dringend gesucht!

Eine Hausarztpraxis steht und fällt mit ihrem Personal. Doch gutes medizinisches Personal ist inzwischen Goldstaub. Wie lässt sich passendes Personal finden?

Praxispersonal: Wo Sie finden, was Sie suchen

Es ist richtig schwer, motiviertes Personal für eine Arztpraxis zu finden, da sind sich viele einig. Bewerbungen werden immer seltener, auch Azubis sind Mangelware. Über allem steht die bittere Erkenntnis: Der Markt ist leer. Eine gute Fachkraft finden, ist ein echter Glücksfall. Man muss sich etwas einfallen lassen. Dieser Trend hat sich in den vergangenen zwei Jahren noch verstärkt. esanum hat einige Erfahrungen von Praxisinhabern bei der Personalsuche zusammengetragen. Was hilft?

  • Mit Vermittlungen von der Arbeitsagentur hatten befragte Ärztinnen und Ärzte kaum Glück. Die Qualität der Bewerbungen lässt zu wünschen übrig. Etliche Bewerber sind unzuverlässig, haben hohe Ansprüche, sind unflexibel, zeigen wenig Engagement, überhaupt in den Job zu kommen.
  • Besser funktioniert ein eigenes Netzwerken: Eigene Mitarbeiter fragen, sogar Patienten ansprechen, auch im Bekanntenkreis streuen, dass Personal gesucht wird. So findet man die Nadel im Heuhaufen.
  • Online-Portale erweitern natürlich den Kreis der potenziell Angesprochenen. Wichtig hier: die eigenen Auswahlkriterien für sich selbst gut definieren, damit sich im ersten Kontakt möglichst die Spreu vom Weizen trennt und keine Zeit an ungeeignete Kandidaten verschwendet wird.
  • Quereinsteiger sind oft motiviert und lernen gern und schnell. So berichtet eine Ärztin, ihre neue Tresenkraft war vorher Frisörin, eine andere war Modeverkäuferin. Auch bei Pflegerinnen im Altenheim werden Arztpraxen fündig.

Mitarbeiterauswahl: Wissen kann erlernt werden, Empathie nicht

  • Ansprüche sollte man dennoch nicht herunterschrauben. Ständige Unzufriedenheit und hohe Fluktuation helfen niemandem.
  • Menschliche Potenziale sind auf lange Sicht wichtiger, als fachliche Vorbildung. Eine motivierte, empathische Person kann fachliche Inhalte nachrüsten, eine voll ausgebildete MFA kann menschlich durchaus floppen. So berichtet beispielsweise ein Hausarzt von einer langjährigen Mitarbeiterin, die sich zunehmend als "Chefin" aufführte, Privatgespräche am Tresen führte und ihr Essen verzehrte, während Patienten davor warteten. Er hat sie nach wiederholten Mitarbeitergesprächen schweren Herzens gekündigt, obwohl er zunächst keinen Ersatz für sie hatte.

Konflikte am Arbeitsplatz: Diplomatie und Resilienz sind wichtig 

Persönlichkeit ist das, was bei Immobilien die "Lage" ist, sagt ein erfahrener Hausarzt. Der Umgang mit schwierigen Patienten, die sich im Ton vergreifen und gar nicht selten auch unfair werden, ist seit Corona eine zunehmende Herausforderung. Die Schlagzahl hat zugenommen in den Praxen. Es kommt zu mehr Wartezeiten, die Telefone sind überlastet, Patienten haben mehr Sorgen und viele Fragen, oft wegen Impfungen und positiven Tests. Dabei immer professionell und bestimmt aufzutreten, ist ein unverzichtbare Fähigkeit. Deeskalieren bei echten Konflikten sei allerdings Chefsache, meinen Ärzte im Gespräch.

Mitarbeiterführung: Aufgaben klar definieren

Wer fündig geworden ist, egal auf welchem Weg, steht vor der Frage: Wie bringe ich die Neue oder den Neuen schnell an den bestmöglichen Start?

Bewährt haben sich haben sich Exposés für die Einarbeitung, eine Art Leitfaden, wie die Praxis funktioniert. Auch modulhaftes Einarbeiten ist sinnvoll. Eine neue Kraft lernt so nach und nach die verschiedenen Bereiche der Praxisarbeit kennen und man sieht zugleich, wo ihre Stärken liegen. In einer Gemeinschaftspraxis macht es Sinn, wenn ein ärztlicher Kollege hauptsächlich für die Mitarbeiterführung zuständig ist. Er sollte regelmäßig Mitarbeitergespräche führen, und auch bei Neueinstellungen darauf achten, dass Kompetenzen und Aufgaben klar definiert sind. Nicht selten kommt es sonst zu Kompetenzgerangel, weil Neue sich zu viel zumuten/zutrauen und Alteingesessene ihre Claims abstecken.

Die Patientenzufriedenheit hängt nachweislich von der gesamten Teamleistung ab. Anders gesagt: "Frau Doktor" und "Herr Doktor" können noch so kompetent und nett sein, wenn ihr Team nicht mitzieht, fühlen sich die Patienten nicht gut behandelt. Ein Hausarzt sagte im Gespräch: "Patienten gibt es genug, jeder hat die freie Arztwahl. Aber unser Anspruch ist es doch, jeden so gut wie möglich zu behandeln. Das macht am Ende auch die eigene Arbeitszufriedenheit aus."

Teambildung: Was eine Wanderung bewirken kann

Am besten läuft der Laden naturgemäß mit eingespielten Stammkräften. Doch wie hält man gute Leute? Das ist in Arztpraxen wie woanders auch: Mitarbeiter brauchen Wertschätzung, wollen gesehen werden und eine ordentliche Bezahlung - in Praxen der Regel nach über Tarif. Die Zusammenarbeit aller ist komplex und nicht selten muss eine Mitarbeiterin ihre Komfortzone verlassen und eine andere Aufgabe übernehmen, wenn eine Kollegin fehlt. Bei alldem hilft das Teamgefühl. Dafür können sich Investitionen durchaus rentieren. Eine Ärztin berichtet, dass sie auf Wunsch ihrer Mitarbeiter einmal gemeinsam eine Tageswanderung unternommen haben. Daraus entstand der Wunsch, mehr zusammen zu unternehmen. Inzwischen war das Team zusammen auf Sylt, in Barcelona, in Lissabon. Fazit: "Wer abends mal zusammen einen Aperol Spritz trinkt oder sich gemeinsam beim Wellness entspannt, hat keinen Bedarf mehr an Zickenalarm." Auch regelmäßige Fortbildungen werden für das Personal finanziert. In der Folge gibt es eine gute Teamenergie, mehr Leistung und weniger Ausfallzeiten.