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Pharma-Dialog: Uneinigkeit zwischen Krankenkassen und Industrie über Medikamentenpreise

Vor dem Ende des Pharma-Dialogs in dieser Woche gibt es noch einmal Streit zwischen den Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und der Pharmaindustrie über die Kosten von Medikamenten. Die Interessen der Ge

Vor dem Ende des Pharma-Dialogs in dieser Woche gibt es noch einmal Streit zwischen den Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und der Pharmaindustrie über die Kosten von Medikamenten.

Die Interessen der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Pharma-Industrie können schon per definitionem nicht dieselben sein. Natürlich geht es beiden Seiten um das “Wohl des Patienten”, aber genauso stehen sich handfeste wirtschaftliche Interessen gegenüber. Die Kassen wollen möglichst wenig Geld ausgeben für Medikamente; die Hersteller so viel wie möglich einnehmen. Diesen Konflikt adressierte der so genannte Pharma-Dialog der Bundesregierung mit Vertretern der Arzneimittelhersteller und der Wissenschaft. Diese Woche soll der Dialog zu Ende gehen und Ergebnisse verkündet werden. GKV und Industrie haben deshalb noch einmal ihre Claims abgesteckt.

Die Gesetzlichen Krankenkassen erwarten vom Abschluss des Pharma-Dialogs in dieser Woche eine Verbesserung der Patientenversorgung. “Fatal wäre es, wenn am Ende dieses Dialogprozesses der Bundesregierung mit der Pharmaindustrie eine Verschlechterung für Patienten und Beitragszahler stünde”, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Johann-Magnus von Stackelberg (Foto) . Er fügte hinzu: “Ich hoffe sehr, dass der Pharma-Dialog im Interesse der guten Patientenversorgung und zur Vermeidung von Mondpreisen Impulse setzt, die der Gesetzgeber auch aufgreifen wird.”

Nach eineinhalb Jahren Pharma-Dialog wollen die Vertreter von Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftsministerium sowie der pharmazeutischen Industrie, der Wissenschaft und der Gewerkschaft IG BCE am Dienstag ihre Ergebnisse präsentieren. Bei den Gesprächen ging es um die gute und bezahlbare Arzneimittelversorgung in Deutschland. Von Stackelberg als Vertreter des GKV-Spitzenverbandes konnte nur an einer einzigen Sitzung als Gast teilnehmen. Dem Vernehmen nach wurden die beteiligten Verbände gebeten, bis Dienstag Stillschweigen zu wahren.

AMNOG bisher wenig wirksam

Von Stackelberg sagte, mit der Arzneimittelmarktreform (AMNOG) von 2011 “haben wir eigentlich die Instrumente, um eine qualitativ hochwertige Arzneimittelversorgung zu vernünftigen Preisen sicher zu stellen”. Die Einsparerwartungen des AMNOG hätten sich allerdings bisher nicht erfüllt. “Hatte der Gesetzgeber sich ursprünglich Einsparungen in Höhe von zwei Milliarden Euro pro Jahr erhofft, sind es im vergangenen Jahr nur 800 Millionen Euro gewesen”, sagte er.

Es sei zwar gut, dass die Krankenkassen endlich die Preise für neue Medikamente mit den Pharmaunternehmen verhandeln könnten. “Aber diese verhandelten Preise gelten erst nach einem Jahr, und dies ist der große Haken: Ein Jahr lang dürfen die Pharmahersteller für neue Medikamente jeden Mondpreis verlangen und die Krankenkassen müssen das bezahlen.” Der GKV-Spitzenverband verlangt, dass die ausgehandelten Medikamentenpreise rückwirkend ab dem ersten Tag gelten und nicht erst nach einem Jahr.

vfa lehnt alleinige Fokussierung auf Kosten ab

Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat den Gesetzlichen Krankenkassen vorgehalten, die Kosten zum alleinigen Bewertungsmaßstab für innovative Präparate zu machen. “Nach allen Berechnungen, die gegenwärtig vorliegen, sprengen bahnbrechende Innovationen gegen Infektionskrankheiten oder Krebs keineswegs die Budgets der Krankenkassen”, sagte vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer. “Trotzdem beharren die Kassen auf dem Kostenargument. Das ist nicht zum Wohle der Patienten.” Aktuell erhalte nicht jeder Patient ein Medikament, obwohl der davon profitieren könnte. Die Versorgungsrate mit AMNOG-Innovationen sei zu gering, so Fischer. So gebe es ihrer Meinung nach Dank der Arzneimittelmarktreform bis 2017 ein Einsparpotenzial von rund zwei Milliarden Euro. Mit Blick auf den Krankenkassen-Vorwurf der “Mondpreise” im ersten Jahr nach Markteinführung, erklärte Fischer: “Das vielzitierte erste Jahr freier Preisbildung zu eliminieren, würde keines der Ausgabenprobleme der Kassen lösen, wohl aber die schnelle Verbreitung bahnbrechender Innovationen in der Versorgung gefährden.”

Text: dpa/vt

Foto: dpa