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Pflegeroboter und Digitalisierung in der Altenpflege

Die Messe Altenpflege zeigt, wie Robotik und Digitalisierung den Alltag in Pflegeberufen entlasten sollen. Doch die größte Herausforderung der Branche liegt ganz klassisch im analogen Bereich.

Die Messe Altenpflege zeigt, wie Robotik und Digitalisierung den Alltag in Pflegeberufen entlasten sollen.

Die größte Herausforderung der Branche liegt immer noch ganz klassisch im analogen Bereich.

"Hier ist Ihr Getränk, Frau Kaiser. Viel Trinken ist gesund", tönt es aus "Lio". "Wie ist denn das Wetter heute?", will Frau Kaiser von ihm wissen. Daraufhin erscheint auf dem Tablet auf "Lios" Brust der aktuelle lokale Wetterbericht. Frau Kaiser streichelt zum Dank den kunstledernen Kopf des Roboters.

So könnten in der Zukunft Gespräche zwischen Mensch und Maschine in Pflegeheimen oder zu Hause an Omas Pflegebett ablaufen. Roboter wie "Lio" und sein Konkurrent "Pepper" sind die 1,20 Meter kleinen Stars der Altenpflege-Messe auf dem Nürnberger Messegelände.

Auch "intelligente Matratzen" werden vorgeführt

Digitale Technologien und Robotik stehen vom 2. bis 4. April im Mittelpunkt der Leitmesse für Pflegeberufe. 700 Aussteller zeigen Trends und Produktneuheiten. Darunter Pflegeroboter oder "intelligente Matratzen", die Altenpfleger und pflegende Angehörige entlasten sollen. Die größte Herausforderung der Branche aber ist es, Pflegekräfte zu gewinnen. "Auch wenn die Digitalisierung vieles verändern wird, die Pflege bleibt die Hauptaufgabe des Menschen", sagt Messeleiterin Carolin Pauly vom Veranstalter Vicentz Network.

Weil sich immer weniger junge Menschen für eine Pflegelaufbahn entschieden, soll diese Zielgruppe in einer Sonderpräsentation unter dem Titel "#MeetUp: Dein Leben. Dein Beruf." für einen Pflegeberuf begeistert werden. In einem Foodtruck und in Gesprächslounges sollen der richtige Umgang mit Situationen wie Tod, sexuelle Übergriffe oder Demenz behandelt werden. Außerdem geht es um Karrierechancen, Work-Life-Balance für Pflegekräfte oder Gesundheitsmanagement. "Es ist uns ein Anliegen, junge Menschen modern und ehrlich in ihrer Sprache anzusprechen", sagt Pauly.

Wohnen soll altersgerechter gestaltet werden

In einem begleitenden Kongress und in einer Sonderschau von Startup-Unternehmen informieren mehr als 100 Referenten über Fortbildungsmöglichkeiten, über Netzwerke und zukunftsweisende Forschungen. Eine weitere Sonderschau widmet sich dem Thema Wohnen im Alter. Dabei soll ein komplett barrierefreies Appartement zeigen, welche technischen Möglichkeiten es gibt, um Wohnen altersgerecht zu gestalten. Zu der Messe erwarten die Veranstalter rund 26.000 Besucher, es ist die größte Messe ihrer Art in Deutschland.

Nach Angaben des Veranstalters werden derzeit 1,8 Millionen pflegebedürftige Menschen nur von ihren Angehörigen gepflegt und von diesen seien 70 Prozent durch die Belastung körperlich beeinträchtigt. Die von einem Reha-Hersteller vorgestellte "intelligente" Matratze soll hier für Entlastung sorgen. In die Matratze eingewebte Sensoren registieren die Bewegungen der Pflegeperson und alarmieren per Handy-App bei Gefahren die Angehörigen. Um Wundliegen zu verhindern, würden gezielt jene Körperstellen aktiviert, die zum Beispiel ein Demenzpatient nicht mehr wahrnimmt und selbst nicht mehr bewegen kann, erklärte der Geschäftsführer der Herstellerfirma, Heiko Keuschel.

Pflege-Roboter "Lio" ist bisher eher ein Betreuungsassistent. Komplexere Tätigkeiten neben Essen und Getränke bringen, Gesprächsinhalte verstehen und einfache Sportübungen mit den Patienten machen, sind noch nicht möglich, gesteht der Geschäftsführer Hansruedi Früh von der Firma F&P Robotics, die den Roboter in ersten Kleinserien produziert. "Die Technologie wird so eingesetzt, dass 'Lio' nicht nur hilfreich ist, sondern auch gemocht und akzeptiert wird", meint er.

Anders als in Asien, wo Pflegeroboter besonders menschliche Züge haben oder gar als humanoide Familienmitglieder wirken müssten, bevorzugten Europäer aber lieber einen als Maschine erkennbaren Roboter. "In Europa kann der Roboter durchaus einen comictierähnlichen Charakter haben. Zu menschlich haben die Europäer nicht so gern - sie sind hier einfach skeptischer als die Asiaten."