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Ovariektomie reduziert Brustkrebs-Sterberisiko bei Frauen mit BRCA1 Mutation

Frauen, die eine Mutation im BRCA1 oder BRCA2 Gen tragen, haben ein etwa 70-prozentiges Risiko im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Ebenso ist das Risiko für einen zweiten Tumor erhöht

Frauen, die eine Mutation im BRCA1 oder BRCA2 Gen tragen, haben ein etwa 70-prozentiges Risiko im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Ebenso ist das Risiko für einen zweiten Tumor erhöht, zum Beispiel für einen zweites Mamma-Karzinom oder ein Ovarial-Karzinom.

Wissenschaftler vom Women’s College Research Institute in Toronto, Kanada haben in einer neuen Studie (doi:10.1001/jamaoncol.2015.0658) diese Beobachtungen retrospektiv an einer Gruppe von 676 Frauen mit einer Brustkrebsdiagnose im Frühstadium und BRCA1 oder BRCA2 Mutation gemacht.

Unter den Studienteilnehmerinnen waren 345 Frauen, denen die Ovarien als therapeutische Maßnahme entfernt wurden, während die übrigen 331 Patientinnen beide Eierstöcke behielten. Nach 20 Jahren waren insgesamt noch 77,4 % der Teilnehmerinnen am Leben.

Die Forscher beobachteten eine Reduktion des relativen Risikos, an Brustkrebs zu versterben, um 56% durch die Ovariektomie. Unter den Trägerinnen der BRCA1-Mutation fanden sie sogar eine Reduktion um 62%.

Bei Frauen, die Trägerinnen der BRCA2-Mutation waren und sich einer Ovariektomie unterzogen, konnte nur eine 43-prozentige Reduktion beobachtet werden, was laut Aussage der Wissenschaftler statistisch nicht signifikant sei.

Der schützemde Effekt der Ovariektomie trat sofort ein

In den in der Studie betrachteten Fällen wurde die Ovariektomie im Durchschnitt 6 Jahre nach der Erstdiagnose “Brustkrebs” durchgeführt. Siebzig Patientinnen mit BRCA1 Mutation ließen die Operation bereits innerhalb der ersten 2 Jahre nach Diagnosestellung durchführen und profitierten von dieser Entscheidung – die Autoren beobachteten eine 73-prozentige Reduktion des Risikos, an Burstkrebs zu versterben. Der protektive Effekt dieser Prozedur trat unmittelbar ein und hielt für 15 Jahre an.

“Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle der Ovariektomie bei BRCA1-Mutationsträgerinnen. Die Patientinnen profitieren sowohl bezüglich des Gesamtüberlebens als auch bezüglich des krankheitsfreien Intervalls” schreibt Dr. Mary L. Disis, Chefredakteurin der Fachzeitschrift JAMA Oncology, die die Studie publizierte. “Die Ovariektomie bot vor allem Frauen, die an einem Estrogenrezeptor-negativen Brustkrebs litten, einen Überlebensvorteil. Die aufgeführten Daten sind überzeugend und suggerieren, dass eine potentielle Ovariektomie Teil der Diskussion über Behandlungsstrategien sein sollte – und dies bereits zum Zeitpunkt der Diagnosestellung eines Mamma-Karzinoms mit BRCA Mutation.”

Stärken der Studie sind in jedem Fall die Gruppengröße und die Überprüfung aller medizinischen Maßnahmen mit Hilfe der Patientenakten. Zudem wurden Todesfälle, die durch den Krebs verursacht wurden, von denen anderer Ursachen unterschieden. Dies macht somit eine Aussage über das tumorspezifische Überleben möglich.

Eine Limitation der Arbeit ist aber definitiv, dass lediglich Frauen mit Brustkrebs im Stadium 1 oder Stadium 2 untersucht wurden. Ein Rückschluss auf eventuelle Vorteile der Ovariektomie bei Patientinnen mit einer fortgeschrittenen Krebserkrankung ist nicht möglich. Zudem kann ebenfalls keine Aussage für Patientinnen getroffen werden, die mit Aromatase-Inhibitoren behandelt werden – die Studienteilnehmerinnen wurden vor der Einführung dieser Medikamente behandelt. Der Einfluss von antihormoneller Behandlung, wie sie aktuell z.B. bei Frauen mit Hormonrezeptor-positiven Tumoren in der Postmenopause durchgeführt wird, ist nicht berücksichtigt worden.

Trotzdem lässt sich anhand der ausgewerteten Daten eine eindeutig höhere Überlebensrate für BRCA1-Mutationsträgerinnen nach beidseitiger Ovariektomie feststellen.

Text: esanum /ZK