Fast eine halbe Million Menschen erkranken pro Jahr in Deutschland neu an Krebs, schätzt das Robert Koch-Institut. Mit dem Nationalen Krebsplan soll die Qualität der Behandlung gesteigert werden. Dazu gehören Krebsregister in allen Bundesländern, um Daten zu sammeln.
An Krebs erkranken Frauen in Rheinland-Pfalz im Durchschnitt mit 70 Jahren und Männer mit 72 Jahren. Fast 11.700 bösartige Neubildungen wurden bei Männern im Jahr 2014 - das sind die jüngsten vorliegenden Zahlen - registriert, rund 10.800 waren es bei Frauen. Bei Hautkrebs liegt das mittlere Erkrankungsalter schon bei knapp 57 Jahren für Frauen und bei 67 Jahren für Männer - diese Raten liegen in Rheinland-Pfalz über denen von ganz Deutschland. All diese Zahlen erfasst das Krebsregister Rheinland-Pfalz jedes Jahr. Seit 2016 werden auch Angaben zur Behandlung aufgenommen, seit vergangenem Jahr tritt das Register zudem in Dialog mit den Ärzten. Das soll die Therapie verbessern und auch den Patienten zugute kommen.
"Seit April 2017 spielen wir Daten an die Ärzte zurück, die dann ihre Zahlen mit denen von Rheinland-Pfalz vergleichen können", sagt die Ärztliche Leiterin des Krebsregisters, Sylke Zeißig. Damit werde die Qualität der Daten verbessert. "Es geht dabei zukünftig auch um die Frage, ob Leitlinien zur Behandlung von Krebserkrankungen eingehalten werden - zum Beispiel, dass Frauen mit einem relativ kleinen Brusttumor möglichst immer brusterhaltend therapiert werden sollen." Etwa ab 2020 sollen Aussagen zur Qualität der Therapie möglich sein: "Zum Beispiel, ob Ärzte entsprechend der Leitlinien therapieren oder wie die Überlebenszeiten von Krebspatienten in Kliniken sind."
Das Krebsregister gibt es seit 25 Jahren. Während früher nur die Häufigkeit der Erkrankungen registriert wurde, schauen die Experten inzwischen, welche Patienten wie und wo behandelt werden, unabhängig vom Wohnort. Im Jahr 2016 - dem Jahr, in dem ein Gesetz zum Krebsregister startete - kamen insgesamt fast 85.000 Datenmeldungen herein. Gemeldet wird unter anderem bei der Diagnose, beim Start und Ende einer Therapie, bei Nachsorge und beim Auftreten neuer Metastasen. Seit diesem Jahr müssen die Ärzte ihre Daten elektronisch melden - das ist nach Einschätzung des Krebsregisters nicht immer einfach, daher sollen Schulungen und Telefonberatung helfen.
Die Universitätsmedizin Mainz, die die Krebsregistergesellschaft mit dem Land Rheinland-Pfalz gegründet hat, sieht viele Chancen in der Sammlung der Daten. "Es ist gut, dass es inzwischen die Krebsregister gibt, um tatsächlich alle Krebserkrankungen zu erfassen - auch im Verlauf und in der Ansprache der jeweiligen Therapien", sagt der Leiter des Universitären Centrums für Tumorerkrankungen, Professor Matthias Theobald. "Wir fangen jetzt erst an, entsprechende Verlaufsdaten zu sammeln. Die Patienten können dann von einer zielgerichteten Therapie profitieren." Damit könnten auch Versorgungsdefizite in bestimmten Regionen identifiziert werden.
Die rheinland-pfälzische Landesregierung erhofft sich ebenfalls Vorteile für die Erkrankten. "Für die Patientinnen und Patienten ist das eine gute Nachricht, da sie zukünftig mit einer immer weiter verbesserten Qualität der Versorgung rechnen können", sagt Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Das Sammeln von Informationen aus dem ambulanten und stationären Bereich schaffe eine einzigartige Datenbasis, um die tatsächliche Versorgung krebskranker Patienten abzubilden. Daraus könnten Maßnahmen abgeleitet werden, um die Qualität zu steigern. Nach Einschätzung von Experten hatte Deutschland allerdings auch Nachholbedarf bei der Erfassung von Krebserkrankungen im Vergleich zu anderen Staaten.