Japanische Wissenschaftler haben nun einen effektiven Weg gefunden, den nächtlichen Harndrang zu reduzieren: Ein geringerer Konsum von Salz könnte Abhilfe schaffen.
Das vermehrte Ausscheiden von Urin in der Nacht – im Medizinjargon Nykturie genannt – ist ein Symptom, von dem überwiegend ältere Menschen betroffen sind. Dem Wiener Wissenschaftler Georg Schatzl zufolge, müssen fünf bis 15 Prozent der 20 bis 50-Jährigen, 20 bis 30 Prozent der 50 bis 70-Jährigen und zehn bis 50 Prozent der über 70-Jährigen mindestens zwei Mal in der Nacht die Toilette aufsuchen. Im höheren Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für Nykturie. Rolf Lundgren vom Helsingborg Hospital hat im Rahmen einer statistischen Auswertung herausgefunden, dass bei mehr als 50 Prozent der über 60-Jährigen Nykturie diagnostiziert wird - einige Studien gehen sogar von 60 Prozent aus. Ein sehr hoher Anteil, wenn man bedenkt, dass häufiges Wasserlassen in der Nacht mit einem Schlafmangel einhergeht. Dass mangelnder Schlaf die Lebensqualität stark beeinträchtigt, ist hinreichend erforscht. Den National Health Institutes zufolge, fühlen sich Betroffene tagsüber müde und ausgelaugt, zudem plagen sie Konzentrationsschwächen. Wird der Schlafmangel zum Dauerzustand, so steigt das Risiko für Herzerkrankungen, Übergewicht und hohen Blutdruck.
Japanische Wissenschaftler haben nun entdeckt, dass der Konsum von Salz einen Einfluss auf die Häufigkeit des nächtlichen Toilettengangs hat. Im Rahmen ihrer Untersuchungen bezogen sie 321 Studienteilnehmer mit ein, bestehend aus japanischen Frauen und Männern, die viel Salz zu sich nahmen und über Schlafprobleme klagten. Die Probanden bekamen die Auflage, ihren Salzkonsum zu reduzieren. Sie wurden über einen Zeitraum von zwölf Wochen beobachtet, gekoppelt mit einer biochemischen Überwachung ihres Salzkonsums.
223 Studienteilnehmer schafften es, ihren täglichen Salzkonsum von 10,7 Gramm auf 8,0 Gramm zu reduzieren. Dafür wurden sie belohnt: Vor Studienbeginn mussten sie im Durchschnitt 2,3 Mal in der Nacht die Toilette aufsuchen, nun beträgt ihre Frequenz nur noch 1,4. Wo Licht ist, ist auch viel Schatten, denn 98 Probanden waren nicht in der Lage, ihren Salzkonsum zu verringern. Im Gegenteil, aus den anfänglichen 9,6 Gramm täglich, wurden im Laufe der Studie 11,0 Gramm. Dies wurde – im Kontrast zu den Studienteilnehmern, die ihre Auflagen vorbildlich erfüllt haben – in Form eines höheren Harndrangs bestraft: Vor Studienbeginn betrug ihre nächtliche Toilettenfrequenz 2,3 - im Laufe der Studie hat diese sich jedoch auf 2,7 ausgedehnt.
Studienautor Dr. Tomohiro kommentiert die Ergebnisse folgendermaßen:
"Das nächtliche Urinieren stellt für Betroffene ein großes Problem dar, besonders wenn sie älter werden. Unsere Arbeit legt nahe, dass bereits kleine Veränderungen in der Ernährung die Lebensqualität begünstigen können."
Die Studienergebnisse müssen im Rahmen einer größeren Stichprobe repliziert werden. Zudem ist es von enormer Relevanz, dass verschiedene Ethnien untersucht werden, da Japaner mehr Salz zu sich nehmen als der Durchschnitt.