Mit ultrahellen Röntgenlichtquellen auf dem Desy-Gelände in Hamburg-Bahrenfeld können kleinste Teilchen untersucht werden. Biologen wollen sich das zunutze machen und Bakterien, Viren und Parasiten genauer betrachten - in einem neuen Institut.
Auf dem Forschungscampus in Hamburg-Bahrenfeld werden Biologen künftig die Strukturen von Bakterien, Viren und Parasiten in einem neuen Institut erforschen. Das Zentrum für strukturelle Systembiologie (Centre for Structural Systems Biology, CSSB) sei ein Meilenstein in der interdisziplinären Erforschung von Infektionen und Resistenzen, sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) am Donnerstag bei der feierlichen Eröffnung.
Wissenschaftler wollen in der Einrichtung die Wirkungsweise von Krankheitserregern untersuchen. Die Erkenntnisse sollen bei der Entwicklung neuer Heilmethoden und Medikamente helfen. Dabei geht es nach Angaben der Hamburger Wissenschaftsbehörde um die Bekämpfung von Krankheiten wie Grippe, Gürtelrose, Windpocken oder Malaria. «Das CSSB ermöglicht es, durch Infektionen verursachte Volkskrankheiten mit interdisziplinären Forschungsansätzen zu bekämpfen», sagte die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić (Grüne) laut Pressemitteilung.
Um kleinste Teile von Bakterien und Viren zu beobachten, können die Forscher die Röntgenlichtquellen des Deutschen Elektronen-Synchrotrons (Desy) und den Freie-Elektronen-Laser European XFEL nutzen, der ab Herbst für Experimente zur Verfügung stehen soll. Im Zentrum selbst werden hochmoderne Kryo-Elektronenmikroskope installiert, die in Eis eingebettete Proben dreidimensional darstellen können.
An dem neuen Zentrum sind zehn Forschungseinrichtungen beteiligt, darunter das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, die Medizinische Hochschule Hannover und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Auch das Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, das Forschungszentrum Jülich, das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (Heidelberg/Hamburg) und das Hamburger Heinrich-Pette-Institut sind Partner des CSSB.
Mit dem Bau des 52 Millionen Euro teuren Gebäudes war vor knapp vier Jahren begonnen worden. Von den Kosten trägt der Bund 36,5 Millionen Euro, Hamburg 8,5, Niedersachsen 5 und Schleswig-Holstein 2 Millionen. Das vierstöckige Gebäude bietet Platz für 180 Wissenschaftler und Mitarbeiter.
Auf dem Desy-Gelände in Bahrenfeld forschen bislang vor allem Physiker. Nun werde der Brückenschlag von der Physik über die Chemie und Biologie bis hin zur Medizin gestärkt, erklärte die Wissenschaftsbehörde. Das Gebäude des Zentrums für strukturelle Systembiologie sei ein wichtiger Schritt, um den Campus zu einem Spitzenstandort für Strukturforschung mit internationaler Strahlkraft auszubauen, sagte Senatorin Katharina Fegebank (Grüne).