Eine Forschergruppe des Universitätsklinikums Regensburg (UKR) hat einen potenziellen Wirkstoff zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz entdeckt. Die Ergebnisse sollen im nächsten Schritt durch weitere Forschungsarbeit für den klinischen Einsatz nutzbar gemacht werden.
Millionen Menschen in Deutschland leiden unter einer Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen. Trotz aller Fortschritte in der modernen Medizin sind die Anzahl an Neuerkrankungen und der Todesfälle bei diesen Krankheitsbildern nach wie vor hoch. Wissenschaftler weltweit sind daher bestrebt, neue Therapiemethoden zu entwickeln. Eine Forschergruppe der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR rund um Professor Dr. Lars Maier und Dr. Stefan Neef konnte nun in einer kürzlich publizierten Forschungsarbeit einen neuartigen Therapieansatz zur Behandlung von Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen zeigen. Untersucht wurde ein Wirkstoff, der ursprünglich zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis entwickelt wurde. Dieser erwies sich in klinischen Studien hierfür zwar als nicht hinreichend wirksam, zeigte jetzt aber vielversprechende Effekte an Herzgewebe.
"Die untersuchte Substanz SMP-114, auch Rimacalib genannt, setzt an einem zentralen Pathomechanismus bei der Entstehung von Herzinsuffizienz und Herzrhythmusstörungen an, der von den aktuell verfügbaren medikamentösen Therapien noch nicht ausreichend behandelt werden kann", fasst Professor Maier die Studienergebnisse zusammen. "Wir möchten unseren Patienten die bestmögliche Therapie bieten. Mit Rimacalib steht nun eine neuartige Substanz zur Verfügung, die einen verbesserten Behandlungsansatz für den Einsatz am Herzen bieten könnte", ergänzt Dr. Neef.
Bei der Entwicklung von Herzschwäche und Rhythmusstörungen spielen Störungen des Calciumhaushalts eine wichtige Rolle. Die Freisetzung von Calcium im Herzen führt zur Kontraktion, sodass ein reduzierter Calciumgehalt eine verminderte Kontraktionskraft des Herzens zur Folge hat. Eine fehlerhafte Calciumversorgung wird durch ein Leck des zellinternen Calciumspeichers, dem sarkoplasmatischen Retikulum (SR), hervorgerufen. In anderen Untersuchungen konnte bereits erwiesen werden, dass das SR-Calciumleck an der Entstehung von Rhythmusstörungen beteiligt ist. Die Hemmung des SR-Lecks wurde daraufhin als neue Therapiemethode empfohlen – bislang fehlte aber eine passende Substanz, die für die Behandlung im Menschen eingesetzt werden konnte. Der von Professor Maier und Dr. Neef untersuchte Wirkstoff könnte diese Lücke jetzt schließen.
Für ihre Studie führte die Arbeitsgruppe in vitro Versuche mit menschlichen und tierischen Zellen durch. "Wir konnten zeigen, dass Rimacalib das Calciumleck im sarkoplasmatischen Retikulum deutlich verringert, was in unserem Modellversuch die Zellfunktionen verbesserte und in Folge auch Rhythmusereignisse wirksam verhinderte", erläutert Dr. Neef. Durch diesen ersten Modellversuch konnte damit erwiesen werden, dass Rimacalib das Potenzial für einen neuartigen Therapieansatz zur Behandlung von Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen hat. "Nun gilt es, seine Einsatzmöglichkeiten im Menschen weiter zu erforschen und im besten Fall für unsere Patienten im klinischen Einsatz nutzbar zu machen", resümiert Professor Maier.